Vom Acker
Zum Jahresbeginn lief die Anbauplanung wie immer auf Hochtouren: Jungpflanzen und Saatgut für 2024 sind bestellt und die genaue Belegung der Flächen, um eine gute Fruchtfolge zu gewährleisten, ist geplant. In der Saison 2024/25 wird der Süd-West-Acker endlich vollends bewirtschaftet. Der Nord-West-Acker bekommt jetzt eine wohlverdiente Pause und wird mittels Gründüngung erstmal wieder aufgepäppelt. So soll auch auf der restlichen Ackerfläche die Bodenfruchtbarkeit verbessert werden.
Seit es nicht mehr friert, wächst in den Tunneln durch die warmen Temperaturen alles plötzlich sehr rasant – wir freuen uns über viel Spinat, Salat, Rucola, Postelein, Kräuter und die ersten Radieschen. Das hat den Erntenehmer*innen in diesem Frühjahr schon ein paar zusätzliche Selbsternten beschert und den Speiseplan um eine ordentliche Portion frisches Grünzeug bereichert. Außerdem haben die Gärtnerinnen im letzten Jahr einen Versuch im Tunnel gestartet und erstmalig Ende November, da, wo noch Platz war, Möhren und Rote Bete gesät. Wir sind optimistisch, dass daraus ebenfalls eine schöne kleine Frühjahrsernte entsteht.
Eine weniger gute Nachricht kam in diesem Winter aus der Erdmiete und von den Zwiebeln. Leider haben sich die Zwiebeln und ein paar andere Kulturen in der Erdmiete in diesem Winter nicht so gut lagern lassen. Das lag vor allem an den starken Temperaturschwankungen und der hohen Luftfeuchtigkeit. So musste gegen Ende des Winters alles recht schnell ausgegeben werden und sah leider nicht mehr so schön aus.
Wir freuen uns im Jahr 2024 mit einigen neuen Sorten zu experimentieren, zum Beispiel wird es noch mehr Tomatenvielfalt geben. Wir wollen aber auch mehrjährige Kulturen ausprobieren wie zum Beispiel den Sprossenbrokkoli. Der letztjährige Star unseres Erntekorbs – der Ingwer, der im letzten Jahr sein Debüt gab – wird auch in diesem Jahr wieder seinen Auftritt haben!
Ein weiteres Ziel ist es, vermehrt Strategien zu entwickeln, um die Anbausaison auf dem Acker im Frühjahr und Herbst ein wenig zu verlängern. Mit Minitunneln und Vliesen beispielsweise wollen wir im Frühjahr früher und im Herbst und Winter noch länger, beziehungsweise mehr Frisches, ernten.
(Jasmin und Natalie)
Ein Film über die SoLaWi Akazienhof e.V.
In Zusammenarbeit mit Filmemacher Johannes Gauder, dem Arbeitskreis Öffentlichkeit und Gemeinschaft und vielen engagierten Mitgliedern ist im Laufe der letzten zwei Jahre ein schöner, kurzer Film über unsere SoLaWi entstanden.
Er ist zu sehen unter https://youtu.be/DXtgBOM0USQ oder auf unserer Webseite.
Im Vorfeld wurde einiges konzeptioniert, diskutiert, geschrieben, verworfen und entwickelt. Und dann ging es endlich los mit einem Drehtag für die Interviews im Spätwinter. Zum krönenden Abschluss dann ein sonniger, sommerlicher Drehtag an einem Freitag mit vielen mitwirkenden Mitgliedern. Pünktlich zur Premiere im Roxy-Kino, als Vorfilm für „Das Kombinat“, eine Dokumentation über die größte SoLaWi-Genossenschaft Europas, war der Film fertig und wurde von den zahlreichen Besucher*innen mit Begeisterung gesehen.
Zusammen mit der Klimaaktion Neustadt und dem Unverpackt-Laden foi (foines Unverpackt) haben wir im Januar zu dieser Veranstaltung eingeladen.
Der Kinoabend war mit einem voll besetzen Saal ein voller Erfolg! Der Abend stand ganz im Zeichen des gemeinsamen Wirtschaftens: Die SoLaWi, die als Verein organisiert ist und bei der sich über hundert Haushalte die Kosten und Risiken eines Anbaujahres teilen. Das foi, das über Gutschein-Abos die Betriebskosten in Anteile aufteilt und sozial gerecht teilweise durch die Gemeinschaft finanziert. Der Film, der den Aufbau einer SoLaWi im Genossenschaftsmodell zeigte, und zum Schluss Wein vom Weingut Kore aus Deidesheim, das über Crowdfarming ebenfalls einen Teil seiner Produktion auf gemeinschaftliche Füße gestellt hat. Verschiedene Ansätze für gemeinschaftsbasiertes Wirtschaften und den Wunsch nach Freiraum gegenüber marktwirtschaftlichen Zwängen und nach zukunftsfähigen Geschäftsmodellen.
(Jasmin)
Der neue Vorstand
Bei der Mitgliederversammlung im November wurde ein neuer Vorstand gewählt. Tina Herbring und Susanne Wolf traten nach langjährigem, sensationellem Engagement nicht mehr zur Wiederwahl an. An dieser Stelle nochmal tausendfachen Dank an die beiden für ihren unermüdlichen Einsatz! Sie haben die SoLaWi seit der Gründung begleitet, geprägt, gestaltet und zusammen mit anderen Wegbegleiter*innen zu einer stabilen und florierenden Gemeinschaft entwickelt.
Der neue Vorstand ist mit der Mindestzahl von drei Mitgliedern gerade so arbeitsfähig. Komplett wäre die Vorstandschaft mit 5 Mitgliedern. Götz Dollinger und Jasmin Pliester wurden wiedergewählt und Otmar Lienhart ist neu dazugekommen.
Wir freuen uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit. Ebenso sind wir weiterhin auf der Suche nach einer oder zwei weiteren engagierten Personen, die uns dabei unterstützen die SoLaWi erfolgreich und stabil durch die nächsten beiden Saisons zu führen.
Workshop Selbstverständnis
Ein weiteres Projekt, an dem gerade gearbeitet wird, ist unser Selbstverständnis. Wir möchten für Demokratie und Vielfalt Stellung beziehen. Im Januar haben wir uns getroffen, um dieses brandaktuelle Thema zu diskutieren, und haben uns über die rege Beteiligung gefreut. Mit 18 interessierten Mitgliedern haben wir die Grundlage für ein gemeinsames Werteverständnis gelegt. Ziel ist es unsere SoLaWi vor rechten und antidemokratischen Strömungen zu schützen und unsere Gemeinschaft nachhaltig positiv zu gestalten.
Daraus hat sich ein Arbeitskreis entwickelt, der die im Workshop entstandenen Ideen nun zusammenfassen will, um am Ende einen Text auszuarbeiten, der als Präambel der Satzung dem Verein auch in Zukunft eine Handlungsorientierung bieten soll.
(Jasmin)
Willkommenstag für die Neuen
Im März steht bei der SoLaWi alles auf Anfang! Die neue Saison startet mit vielen neuen Ideen, Projekten und Erntenehmer*innen, die zur ersten Ernteausgabe begrüßt und mit einem ersten Erntecafé gefeiert wurden.
Eine Gelegenheit für neue und alte Mitglieder, sich kennenzulernen, den Frühling auf dem Acker zu genießen und den Saisonstart einzuläuten. Außerdem konnten wir hier die laufenden Projekte wie Ost-Hecke, Market Garden und den Selbstverständnis-Prozess noch einmal vorstellen.
(Jasmin)
Market Gardening – eine neue Anbaumethode auf unserem Acker
In dieser Saison wird auf dem Ostacker eine neues Anbausystem ausprobiert: Der Market Garden. “Market Gardening“ kommt aus dem nordamerikanischen Raum und ist erstmal ein irreführender Begriff, da wir natürlich nichts auf dem Markt verkaufen wollen. Beim Market Gardening geht es auch viel mehr um ein Anbau- als um ein Vermarktungskonzept. Das Ziel ist ressourcenschonender Anbau auf kleiner Fläche. Dabei werden keine schweren Maschinen eingesetzt, es ist also effiziente Handarbeit gefragt.
Ein großer Vorteil: Wir sind nicht an die Maße des Traktors gebunden, mit dem wir auf unseren 1,5 m breiten Beeten nur 3-reihig pflanzen und säen können. Dabei entstehen oft Lücken zwischen den Gemüsereihen, die gerne von Beikräutern erobert werden.
Im Market-Garden-System sind nicht nur die Beete, sondern auch Pflanz- und Saatabstände kleiner – Beikräuter werden vom Gemüse ausschattiert und bekommen dadurch weniger Raum. Gleichzeitig trocknet der Boden auch langsamer ab und wir sparen Wasser. Darüber hinaus ist Market Gardening auch ein bodenschonendes Anbausystem, in dem unser Boden so wenig und flach wie möglich bearbeitet werden soll. Das fördert langfristig unser Bodenleben und den Humusaufbau.
Unsere Vision für 2024: Gemüse, das viel Platz braucht, wollen wir weiterhin auf dem Acker anbauen. Dazu zählen beispielsweise Lagerkulturen, Kohl und Kürbisgewächse. Den Market Garden wollen wir für Schnittkulturen, Gemüsesorten mit geringerem Platzbedarf (z. B. Frühlingszwiebeln, Rote Bete, Salat) und Selbsterntegemüse (Mangold, Kräuter) nutzen.
Bei den Zukunftsbauern gibt es noch ein paar spannende Infos rund ums Thema Market Gardening: https://diezukunftsbauern.de/regenerative-landwirtschaft/market-garden/
Im letzten Monat wurden unter fleißigem Mitgliedereinsatz die Beete vorbereitet. Es wurde viel, viel Kompost geschippt, mit Schubkarren zu den Beeten gefahren und mittels Rechen verteilt. Zum Glück reicht der Kompost erstmal für die nächsten Jahre und die Beete bleiben so stehen, wie sie sind!
(Natalie und Jasmin, Bilder Susanne)
Neuer Flächennutzungsplan für Neustadt – Bürger*innen können bis 15.4.24 Einsicht nehmen und Stellung beziehen
Entwarnung: Flächennutzungsplan 2040 der Stadt lässt SoLaWi-Acker unberührt
Als wir Mitte des Jahres 2021 davon erfuhren, dass der Stadtrat von Neustadt im Rahmen der Stellungnahme zum Regionalen Entwicklungsplan die landwirtschaftliche Privilegierung einer über 70 ha großen Fläche zwischen der B39, Louis-Escande-Straße, Speyerdorfer Straße und im Osten der Autobahn aufheben wollte, waren wir bestürzt, aber auch entschlossen, dagegen Widerstand zu leisten. Die Stadt Neustadt wollte diese Fläche zur potenziellen Gewerbefläche erklären, und damit wäre unser SoLaWi-Acker gefährdet gewesen. In einem Schreiben an die Planungsgemeinschaft der Metropolregion Rhein-Neckar im August 2021 haben wir unseren Protest begründet und die Planungsgemeinschaft gebeten, diesem Ansinnen der Stadt nicht zu entsprechen.
Im Zuge der Regionalplanung hat die Stadt ein Gewerbeentwicklungskonzept ausgearbeitet, das auch eine Flächenbedarfsstudie enthält. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Stadt bereits über ausreichend Flächenreserven verfügt, die für Gewerbe ausgewiesen werden könnten.
Erstes Aufatmen!
Umso gespannter waren wir auf die Veröffentlichung des Flächennutzungsplans der Stadt Neustadt. Der Vorentwurf wurde am 29.02.24 in einer öffentlichen Veranstaltung im Saalbau vorgestellt. Wir nahmen natürlich diese Gelegenheit wahr, um zu überprüfen, was mit der landwirtschaftlichen Fläche und unserem Acker geplant ist. Nach eingehender Prüfung der Planzeichnungen und Gesprächen mit der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung sind wir (vorerst) beruhigt. Die landwirtschaftliche genutzte Fläche und damit unser Acker sind nicht als potenzielles Gewerbegebiet ausgewiesen.
Wörtlich heißt es im Planungskonzept: „Die während der Erarbeitung der Rahmenplanung getroffene Entscheidung der Stadt, die landwirtschaftlichen Flächen südlich des Pohlengrabens, insbesondere südlich des Kanzgrabens, in Richtung der BAB 65 aufgrund ihrer vergleichsweise guten Bodenqualität bei einer Gewerbeflächenentwicklung außen vor zu lassen, erweist sich in Anbetracht der Untersuchungsergebnisse als richtig“.
(Neuaufstellung des Flächennutzungsplans 20240 Neustadt an der Weinstraße, Vorentwurf vom 12.12.2023, S. 120)
Aber wir bleiben natürlich dran. Auch genehmigte Flächennutzungspläne erlauben Teiländerungen.
Öffentlich einsehbar ist der Vorentwurf des Flächennutzungsplans vom 4. März bis einschließlich 15. April 2024 unter www.neustadt.eu/auslegungen. Ergänzend zu dieser Online-Veröffentlichung ist die Einsichtnahme vor Ort innerhalb der folgenden Öffnungszeiten bei der Stadtverwaltung, Stadthaus III, Amalienstraße 6, möglich: Im Bauberatungszentrum (Erdgeschoss) von Montag bis Mittwoch von 8:30 bis 12 Uhr sowie Donnerstag von 14 bis 18 Uhr sowie nach Terminvereinbarung bei der Abteilung Stadtplanung zusätzlich freitags von 8:30 bis 12 Uhr. Die Terminabsprache kann unter Telefon 06321/855-1306 oder per E-Mail an bauleitplanung@neustadt.eu erfolgen.
(Dietmar von Blittersdorf)
Obsthecke Ost – ein Arbeitsbericht
Seit Gründung unserer SoLaWi haben wir auch Obst angebaut. Unsere Versuche, zwei ältere Plantagen in Mußbach zu übernehmen, scheiterte leider am einfachen Zugang zu Wasser, zu geringerer Wo*Manpower für die doch recht aufwendigen Pflegearbeiten und auch an der Entfernung zu unserer Gärtnerei.
Seit drei Jahren wächst der „Naschgarten“ zwischen Hecke und Tunnel 2hier haben wir Beerenstecklingen (rote und schwarze Johannisbeere und Stachelbeere) gesetzt und konnten bereits davon ernten.
Nachdem das Thema Agroforst ja in aller Munde ist – also die Mehrfachnutzung und Ergänzung von landwirtschaftlich/gemüsebaulich genutzten Flächen mit Bäumen und Hecken – haben Birgit, Albert und Tina einen Plan für eine vierte Hecke entwickelt und mit Jonas und Helga gemeinsam die ersten Bäume ausgesucht. Vorher mussten wir aber noch die Grundstücksgrenzsteine finden, damit wir zu unserem Nachbarn den vorgeschriebenen Abstand einplanen und ausmessen konnten. Dieses Unterfangen hat uns länger beschäftigt und einiges an Kraft und Hirnschmalz abverlangt – Albert und Birgit hatten am nördlichen Eck Glück und sind dort auf den Grenzstein gestoßen. Am südlichen Eck war es etwas komplizierter, da dort die Grundstücke nicht sehr gut aus dem Plan erkennbar waren. Also haben wir am Ende beim Maschinenring einen GPS-Ausmessung beantragt und nach 15 Minuten war der Punkt ausgemessen. Jetzt konnte es losgehen.
Unser Plan sieht eine Hecke mit verschiedenen Bepflanzungen vor. Die 200 Meter sollen folgendermaßen bestückt werden:
Von Norden beginnend 50 Meter Biodiversität – d. h. Hecken und Wildsträucher, die möglichst lange für bestäubende Insekten Nahrung und im Herbst/Winter Futter für die Wildtiere liefern.
In der Mitte auf 100 Metern Obst auf schwachwüchsiger Unterlage, die dann als Halbstamm wachsen. Das soll ein leichtes Pflücken vom Baum ermöglichen. Dadurch, dass die Bäume nicht zu hoch werden, erzeugen sie außerdem nicht zu viel Schatten auf dem benachbarten Gemüse.
Wir einigten uns auf alte Obstsorten und wurden bei der Baumschule Wetzel in Heidelberg (http://www.biolandbaumschule.de/) fündig. Wer sich über den Vorteil alter Obstsorten informieren möchte, den sei folgender Beitrag von Hans Joachim Bannier ans Herz gelegt: https://www.youtube.com/watch?v=VUzMvRCpSp4
Nun ging es an die weitere Planung: Material bestellen, Bäume abholen und dann die Löcher ausheben bzw. ausbaggern. Da wir 20 Löcher mit einer Größe von 60 x 60 cm ausheben mussten, war die Entscheidung schnell klar: Ein Bagger muss her – und jemand, der diesen bedienen kann. Ecki war bereit dazu, und so konnten am 15.3. die Löcher ausgehoben werden.
Am Samstag haben wir dann parallel zur Aktion Kompostverteilung mit der Pflanzung begonnen und konnten diese mit einem zweiten Termin abschließen – alle 22 Bäume sind gepflanzt! Wir haben 10 Apfelbäume mit insgesamt acht verschiedenen Sorten, sechs Birnbäume und vier Quitten gepflanzt. Außerdem haben wir zwei Pfirsichbäume gesetzt – ein langgehegter „Gründungs-Traum“ von Birgit, Tina & Albert – damit wir uns darunter ausruhen können, wenn die SoLaWi uns mal (nicht mehr) braucht.
Die Bäume wurden mit einem Verbissschutz am Stamm und unterirdisch mit einem Drahtkorb gegen tierische Mitesser geschützt – wir hoffen, dass sie gut anwachsen und uns bald mit ihren Früchten beglücken.
Das dritte Teilstück der Hecke in Richtung Süden soll mit Sträuchern ergänzt werden, die als Nutzholz z. B. für Mulchschnitzel etc. genutzt werden können – hier eignen sich alle Bäume, die auf den „Stock gesetzt“ werden können. Klassisch sind das Weiden, Erlen gehen aber wohl auch. Wenn jemand also Weidenstecklinge abzugeben hat – gerne melden!
(Tina Herbring & Bilder Uwe Holzer)