Rundbrief Sommer 2024

Foto: Sarah

Direkt am beim Eingang zeigt sich der Acker und der neue Market Garden von seiner schönsten Seite. Eine üppige Blütenpracht begrüßt die SoLaWistas und Besucher*innen und hat uns in den letzten Monaten zu jeder Ernteausgabe schöne Blumensträuße und strahlende Gesichter beschert.

Im MarketGarden wächst mehr Gemüse auf weniger Raum. Da hier kein Traktor eingesetzt wird, können Möhren und Rote Bete auf schmaleren Beeten sogar 4-reihig stehen, während auf den breiteren Ackerbeeten aufgrund der Traktormaße nur 3 Reihen Platz fanden. Der enge Pflanzabstand hat auch den Vorteil, dass das Unkraut sehr schnell kein Licht mehr abbekommt. Was weniger Hack- und Jätearbeit bedeutet und dass bei einem höheren Ertrag pro Quadratmeter. Auch bei Stangensellerie, Salat und Bohnen ist dieser Effekt zu beobachten.

Fotos: Natalie

Gerade in den letzten Wochen haben uns die vielen verschiedenen Bohnen erfreut. Jeder und Jede musste mal ran, denn es gab und gibt die gelben, grünen und lila Stangenbohnen sowie die Buschbohnen nur zur Selbsternte. Auch so kommt man den Lebensmitteln wieder ein Stückchen näher.

Neben den beiden langen Beeten am Ackereingang finden sich immer wieder Inseln mit eingesäten Blühmischungen Überall, wo noch Platz war, wurde mit Blumen aufgefüllt, um Nützlinge anzulocken. Der Schädlingsdruck hält sich in diesem Jahr glücklicherweise in Grenzen, obwohl sich die Schnecken über den vielen Regen sehr gefreut haben und den Acker in Scharen bevölkern. Wir sind gespannt, ob sich der Wühlmausdruck im Herbst wieder erhöht, können aber mit Freude von zwei Sichtungen der Schleiereule berichten. Karin und Albert sind schon dabei einen Nistkasten zu bauen, um sie zum Bleiben zu bewegen. Auch Mauswiesel sind hin und wieder aufgetaucht, so unterstützt uns die Natur und wir sie.

Auch bei den Tomaten ist der Braunfäuledruck sehr gering und wir werden mit einer reichen Ernte beschenkt.

Selbst bei den Wegen zwischen den Beeten wird es auf dem Acker jetzt noch perfekter als vorher, denn es wurde eine Bio-Sportrasen-Mischung eingesät, der langsam wächst, deutlich strapazierfähiger ist und die Erde feucht hält. Wege, auf denen von sich aus Gras gewachsen ist, müssen viel häufiger gemäht werden und sind mit Unkraut durchmischt.  

Ein weiteres Juwel auf dem Acker ist der wunderschöne Kräutergarten. Für die Mitglieder gab es von dort bisher z.B. Basilikum, Schafgarbe, Bohnen-, Mutter- und Currykraut. Wer Tee liebt und ausgefallene Kräuter probieren will wird dort sein Eldorado finden. Außerdem summt und brummt es in der schieren Menge an Blüten, dass es eine wahre Freude ist. Da wird man beim Schreiben fast schon poetisch. Auch hier freuen sich Sylvia und Kaja über neue Unterstützung.

Foto: Natalie

Alles neu macht der Sommer. So lautet das Motto jedenfalls dieses Jahr. Wir haben einen neuen Platz für die Ernteausgabe. Dafür wurde der Bauwagen umgestellt, was Berichten zufolge etwas abenteuerlich war, aber am Ende gelungen ist, und haben neue Erntetische zwischen der Hecke und dem Bauwagen aufgebaut. So ist das Gemüse den Sommer über schön beschattet. Außerdem haben wir von Kerstin Abschied genommen und Sarah als neue Gärtnerin begrüßt. Mehr dazu im weiteren Verlauf des Rundbriefs. Das Gemüse auf dem Westacker ist ebenfalls von der Nord-Fläche (Richtung Weg) auf die Süd-Fläche (Richtung Graben) umgezogen.  Die Nordfläche geht jetzt in eine wohlverdiente Pause und wird mit einer Kleegrasmischung als Gründüngung eingesät. Zu guter Letzt wurden neue Schattiernetze auf den Tunneln angebracht, die 15% des Sonnenlichts abhalten und so das Gemüse vor der Sommerhitze schützen.

Foto: Natalie

Foto: Susanne

Neben dem vielen Neuen bleibt uns das alte Problem mit der Quecke zuverlässig erhalten. Aber auch hier konnten durch wiederholtes Grubbern und anschließendem Vertrocknen-Lassen Erfolge erzielt werden.

Aktuell freuen wir uns, dass die Zwiebelernte geschafft ist! Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal Zwiebeljungpflanzen gepflanzt, anstatt Steckzwiebeln zu setzen. Mit der neuen Pflanzmaschine ging das deutlich schneller und rückenschonender. Auch die Ernte fällt super aus. Nun liegen die Zwiebeln erst einmal 2-3 Wochen zum Nachtrocknen in den Tunneln aus, bis sie (hoffentlich) in ihr Lager gebracht werden können.

Gerade sind wir viel damit beschäftigt, das Lagergemüse gut in den Winter zu bringen – das heißt viel Hacken und Jäten, damit Möhren, Kohl, Sellerie und Co. bis zur Ernte möglichst gut wachsen können. Auch letzte Pflanzungen stehen jetzt im August noch an.

Wir verabschieden uns von Kerstin, die uns seit 2017 erst als Mitglied, dann als saisonale Teilzeitkraft und schließlich als fachliche Betriebsleitung tatkräftig unterstützt hat. Kerstin hat „Ökolandbau und Vermarktung“ im Bachelor- und „Landwirtschaft und Umwelt“ im Masterstudiengang studiert. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen den Gemüsebau auf dem Acker zu professionalisieren. Sie ist uns über lange Jahre treu geblieben, hat in ihrer Zeit bei uns auf dem Acker verschiedene Kolleg*innen auf dem Acker eingearbeitet, unzählige Arbeitseinsätze angeleitet, sich im Transfer- und Steuerungskreis eingebracht und es geschafft, dass wir alle gerne zu ihr auf den Acker gekommen sind, um zu helfen.

Wir bedanken uns allerherzlichst bei Kerstin für ihre Arbeit, ihr Engagement und die schöne Zeit, die wir gemeinsam auf dem Acker hatten. Für viele Mitglieder hat Kerstin schon immer zur SoLaWi dazugehört und es fällt doch schwer, sie ziehen zu lassen. Laut Kerstins eigenen Worten ist es jedoch Zeit für Neues und wir wünschen ihr alles Gute für die Zukunft!

Anfang Juli fand eine sommerliche Mitgliederversammlung als Open Air Event auf dem Acker statt. Trotz gleichzeitig stattfindendem Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft und vielen verreisten Mitgliedern hat sich zur Erleichterung aller Beteiligten eine schöne, beschlussfähige Runde zur Mitgliederversammlung eingefunden. Zu Beginn gab es einen lockeren Austausch zu den aktuellen Geschehnissen in den Arbeitskreisen, deren Aufgaben und momentanen Herausforderungen. Außerdem konnten sich alle Interessierten zum Vorstandsamt informieren, da der aktuelle Vorstand mit nur drei Mitgliedern unterbesetzt ist und weiterhin Unterstützung sucht. Auch der kurzfristig gebildete Arbeitskreis zum Selbstverständnis hat seine Ergebnisse vorgestellt und um Ergänzungen und Kritik gebeten. Da das Selbstverständnis als Präambel in die Satzung kommen soll, war es dem Arbeitskreis wichtig an dieser Stelle nochmal die Zustimmung der Mitglieder einzuholen. Die von Kerstin und Natalie angebotene Ackerführung wurde ebenfalls von vielen Anwesenden angenommen.

Fotos: Jasmin

Foto: Susanne

Im offiziellen Teil der Mitgliederversammlung haben wir uns bei Kerstin für die tolle Zeit mit ihr in der SoLaWi bedankt und uns mit den besten Wünschen für die Zukunft von ihr verabschiedet. Im Anschluss haben wir den Haushalt der aktuellen Saison beschlossen, die Ergebnisse der Kassenprüfung vorgestellt und den Vorstand für die vergangene Saison entlastet.

Eine/n neue/n Vorstandskanditat*in haben wir im Kreise der anwesenden Mitglieder leider nicht gefunden.

Besonders in Erinnerung geblieben ist uns der informelle Austausch zum Vorstandsamt und den Herausforderungen mit dem freiwilligen Engagement, auf das wir in unserer SoLaWi angewiesen sind. Zum Schluss haben wir uns spontan eines soziokratischen Elementes bedient und eine Abschlussrunde eingeführt, in der jede anwesende Person das ausdrücken durfte, was ihr gerade auf dem Herzen lag. Da der Transfer- und Steuerungskreis schon lange nach soziokratischen Prinzipien arbeitet und wir auch für zukünftige Mitgliederversammlungen ein großes Potential in der Soziokratie sehen, war dies eine gute Gelegenheit beides  miteinander in Verbindung zu bringen.

In Zukunft soll es jedes Jahr zwei Mitgliederversammlungen geben. Eine MV wie gewohnt im Herbst, um nach vorne zu schauen und die neue Saison zu planen. Und eine MV im Sommer, um die vergangene Saison abzuschließen und den laufenden Haushalt zu beschließen. So können wir die Mitgliederversammlungen hoffentlich übersichtlicher gestalten und müssen nicht drei Haushalte aus drei verschiedenen Anbaujahren betrachten. Außerdem wird die Tagesordnung schlanker und es besteht mehr Zeit für Austausch und Diskussion.

Wir bedanken uns bei allen die gekommen sind und hoffen weiterhin auf gut besuchte Versammlungen.

Für den Vorstand Jasmin

Ab August wird Sarah neben Natalie die zweite Gärtnerin unserer SoLaWi sein. Sie hat in Eberswalde „Ökolandbau und Vermarktung” studiert und ist selbstständige Fotografin. Ihre spektakulär schönen Fotos könnt ihr auf ihrer Webseite www.sarahvisuals.de  bestaunen.

Natalie und Sarah

Ich bin gerade aus Brandenburg (Eberswalde) nach Neustadt gezogen, bin aber in Baden-Württemberg auf dem Dorf aufgewachsen (zwischen Heidelberg und Heilbronn). Ich war jetzt ganze 9 Jahre im Osten. Ich freue mich am meisten darauf meine Stärken einsetzen zu können, wieder draußen zu ackern und die Menschen und die Community bei euch kennenzulernen. Und darauf mit Natalie zusammenzuarbeiten :))))

Den Menschen die Natur näherbringen und dem Entfremden entgegenwirken, nicht nur von sich selbst, sondern auch von dem, was uns umgibt und womit wir täglich zu tun haben – (der Nahrung. Ich bin stark davon überzeugt, dass ein Wandel nur möglich sein kann, wenn Menschen in ihrem Herzen tief berührt werden. Das schaffen wir vor allem damit, dass wir Menschen zeigen, wo das Gemüse herkommt, wie viel Arbeit, Schweiß und Herzblut darin steckt und dass echte Menschen hinter der Landwirtschaft stehen. Nicht nur die SoLaWi  ist dadurch eine sinnstiftende Tätigkeit für mich, auch in meiner Fotografie möchte ich Menschen in ihrer Rohheit und in ihren Emotionen zeigen. Die Nachhaltigkeit spielt auch hier eine große Rolle.  So verbindet sich all das, was ich tue und wo ich meine Energie reinstecke für eine (hoffentlich) nachhaltige und lebensfähige Zukunft. Ich bin ein sehr tiefgründiger Mensch. Ich fühle viel und tief und das wirkt sich auf mein ganzes Leben und Sein aus. Und ich denke ich bin hier bei euch und in der nachhaltigen Bubble damit genau richtig. Dennoch ist es auch wichtig Menschen außerhalb der Bubble zu erreichen, was oft schwer ist. 

Ich könnte noch so viel dazu schreiben – aber ich belasse es mal hierbei.

Tomaten

Fotografieren – Shootings umsetzen, Zeit mit meinen Katzen verbringen, am Wasser sein (Schwimmen), im Wald spazieren gehen, Yoga, Meditieren, Sport (Home-Workouts). Meine Hobbys sind zu Routinen geworden und die dürfen sich sehr gerne hier in meinem neuen Leben erweitern 😀 

[Jasmin und Sarah]

Unter dem Motto „Auf dem Acker ist was los“ durften wir (Karin, Anette, Christina und Miriam) von der Bildungsgruppe mit Unterstützung von Heinrich dieses Jahr zum zweiten Mal vom 15.-18.7. unser Kinderferienprogramm anbieten. Im Rahmen der „Ferienhits“, welche über das Stadtjugendamt organisiert und von einzelnen Veranstaltern umgesetzt werden, war unser Ferienhit einer von über 150 sehr unterschiedlichen und attraktiven Freizeitangeboten für Kinder. „Auf dem Acker ist was los“ war ein Ganztagesangebot und erfreute sich bereits weit vor Beginn großer Beliebtheit. Die 12 Plätze für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren waren kurz nach Anmeldebeginn bereits alle vergeben. Darüber hinaus gab es eine Warteliste mit 28 Kindern. Dieses Jahr kam eine sehr junge Gruppe zu Stande, es waren 4 Mädchen und 8 Jungen zwischen 6 und 8 Jahren. Alle Kinder brachten großes Interesse und viel Lebendigkeit mit auf den Acker. Ein gut durchstrukturierter Tagesplan erlaubte uns den nötigen Rahmen und die mögliche Flexibilität in den Aufgaben. Hier war es wichtig nach aktuellem Wetter und anfallenden Aufgaben entscheiden zu können sowie auf allgemeine und einzelne Bedürfnisse Rücksicht nehmen zu können. Neben dem freien Spielen und kreativen Angeboten mit Naturmaterialien standen vor allem die beliebten Ackeraufgaben im Vordergrund. Die Kinder durften Gurken und Zucchini ernten, Salat anpflanzen, Schubkarren und Eimer mit Holzhackschnetzeln verteilen und Kompost in den Hänger schaufeln. Sie zeigten sich dabei sehr engagiert und konzentriert und waren stolz auf ihren Einsatz. Auch ein Besuch bei den Ponys von Manuela von „My Little Hoof“ gehörte wieder mit dazu. Nachdem die Ponys mit Äpfeln und Karottengrün beschenkt wurden, durften die Kinder sie mit auf einem großen Spaziergang nehmen und abwechselnd führen. 

Zum mitgebrachten eigenen Essen gab es jeden Tag leckere Ackersnacks in Form von frischer Rohkost bis hin zu Verfeinerung mit Vanilleeis, Muffins und Kuchen mit Gemüse. Am letzten Tag wurde darüber hinaus gemeinsam eine leckere Gemüsesuppe gekocht und eine feine Kräuterbutter hergestellt und mit frischem Baguette genossen. Unser Weidentipi stellte den Mittelpunkt unserer Gruppenspiele und Zusammenkünfte dar. Zwischen den neuen Erntetischen war unser Essens- und Arbeitsbereich. Wie im letzten Jahr ist auch dieses Mal der Sandkasten ein zentraler und wichtiger Ort für die Kinder zum Spielen und Erholen gewesen.

Die Kinder haben eine schöne, aufregende und wertvolle Zeit auf dem Acker verbracht. Zum Abschied wurden sie mit Erinnerungsfotos, Rezepten, Salat und Gemüse beschenkt und durften sich im Anhänger mit dem Traktor bis nach vorne zum Parkplatz fahren lassen.

Für uns Erwachsene waren die Tage ebenfalls erlebnisreich, schön und auch anspruchsvoll. Besonders schön war in diesem Jahr, dass Christina aus der Bildungsgruppe ihren Einsatz im Kinderferienprogramm als Praktikum für ihre Ausbildung zur Erzieherin durchführen konnte und mit viel Know-How und tollen Angeboten unterstützte. 

Wir freuen uns, dass es in diesem Rahmen möglich ist, interessierten Kindern einen kleinen Einblick in den Bereich des regionalen Gemüseanbaus geben zu können und damit nachhaltig weiterzugeben, was unsere Erde so dringend von uns Menschen braucht. Vielen Dank an alle Mitwirkenden und Unterstützer*innen!

Für die Bildungsgruppe: Miriam (Text und Fotos)