Juni 2021

Neues vom Acker

Laut Kalender ist gerade der Mai zu Ende gegangen. Bei diesem Wetter konnte man aber wohl eher das Gefühl haben, dass sich der April um einen Monat verspätet hat. Von kaltem Regen bis 30 Grad am Muttertag war wohl für jeden was dabei, wenn man den bitteren Beigeschmack zur Seite schiebt, dass diese Wetterverschiebungen nicht unbedingt ein “Zufall” sind. Der ausreichende Regen hat unseren Solarpumpen auf alle Fälle viele freie Tage beschert, da nur die Pflänzchen im Tunnel bewässert werden mussten. An den regenfreien Tagen ging es im Freiland dafür zur Sache. Der Zaun, um die wilden Vierbeiner abzuhalten, muss regelmäßig sauber freigemäht werden, denn am zugewachsenen Zaun kann kein Strom fließen. Bei dieser Tätigkeit sollte man auch umsichtig vorgehen. Denn auch wenn wir weder Wildschwein noch Wildkaninchen verköstigen wollen, werden hin und wieder die oberirdisch lebenden Feldhasenbabys von der Mutter in Zaunnähe in Mulden abgesetzt. Diese verharren bei Gefahr an Ort und Stelle und können somit von dem Freischneider verletzt werden. Da wir das nicht möchten, ist diese Arbeit des Freimähens nicht so schnell vorbei, wenn man noch mit offenen Augen den Weg beobachten möchte.

Anbau

Es wurden Tomaten, Zucchini, Kürbis und Freiland-Salat gepflanzt, Rote Bete und Mangold wurde gesät und durch den Regen sprießendes Unkraut gehackt. Es wäre natürlich praktischer, wenn der Regen sich den Arbeitseinsätzen anpassen würde, so dass diese nicht hier und da ins Wasser fallen müssten. Wenn möglich, wurden die Arbeiten in die Tunnel verlegt. Wer denkt: Die bei der SoLaWi, die spinnen ja – richtig. Ein Blick in Folientunnel 1 geworfen, könnte man meinen, dass das Projekt “Riesenspinnennetz” Form angenommen hat. Der komplette Tunnel darf uns dieses Jahr mit Tomaten verköstigen und es wurden unzählige Pflanzen von den fleißigen Gärtner*innen und Helfer*innen gesetzt. Da diese noch klein und niedlich sind, sieht man momentan nur die Schnüre Richtung Decke, die später von den emporkletternden Tomaten erobert werden und den Tunnel zum Dschungel machen.

Aber Tomaten sind nicht die alleinigen “Indoor-Bewohner”. In den beiden anderen Tunneln wurden zudem Gurken und Paprika gepflanzt, die ebenfalls Schnüre zum Klettern bekommen. Basilikum, Aubergine und Chili fanden ebenso ihren Weg in die Erde wie die ausgesäten Stangenbohnen. Es wird also auch in der Erntelücke fleißig weitergearbeitet. Die zweiwöchige Erntepause Ende Mai/Anfang Juni ist übrigens auch die kürzeste der SoLaWi-Neustadt-Geschichte. Dies zeigt, dass wir uns immer weiterentwickeln, uns stetig verbessern möchten, aus Fehlern lernen und super miteinander arbeiten. Dies ist nur in der Gemeinschaft möglich, in dem die Helfer*innen Hand in Hand mit einem tollen Gärtner*innen-Team zusammenarbeiten, von der Planung bis zur Umsetzung. So ein Mist! – Ja, auch Mist wurde in den letzten Wochen weiter fleißig verteilt, ob auf dem Acker oder in den Tunneln. Dabei haben wir durch die verschiedenen Bestandteile und Verrottungszustände Mist in guter und noch besserer Qualität, so dass auch hier die nährstoffhungrigen Pflanzen den “besseren” Mist bekommen können.

Gärtner*innenteam

Gar kein Mist! – Wir haben Verstärkung bekommen. Anfang Mai (bzw. 30. April war der erste Einsatztag) haben unsere Gärtnerinnen Verstärkung bekommen. Johannes wird uns tageweise als Gärtner unterstützen und mit seinen Ideen und Erfahrungen sicherlich bereichern. Herzlich willkommen in unserer SoLaWi! Damit alle, die ihn noch nicht persönlich kennen lernen konnten, einen ersten Eindruck bekommen können, habe ich mich mit ihm unterhalten und mir ein paar – auch ungewöhnliche – Fragen für ihn ausgedacht. Selbstverständlich wird das Interview auch seinen Weg auf die Homepage finden und die beiden vorhandenen Interviews mit Julia und Kerstin ergänzen. Seit Mai 2021 unterstützt Johannes Hoppner an 1,5 Tagen in der Woche unsere Gärtnerinnen. Johannes ist ein Quereinsteiger-Gärtner. Während seines Tourismusstudiums hat er nebenbei in einer Gärtnerei gejobbt und dort seine Leidenschaft entdeckt. Nachdem er in Mainz ein veganes Restaurant eröffnet hatte, begann er parallel mit Workshops, die unter anderem auch Kochkurse beinhalteten. 2020 arbeitete er als Gärtner in einem Pflegeheim. Doch Zierpflanzen stehen in seiner Leidenschaft deutlich den “essbaren” hintenan. Durch seine Mitarbeit in einem Selbstversorgerprojekt konnte er sich sein Gärtnerwissen durch Abschauen, Mitmachen und Erfragen erarbeiten, er hat verschiedene Projekte wie z.B. auch andere SoLaWis besucht und sich viel Fachwissen angelesen.

Ich habe ihm folgende Fragen gestellt:
Du wohnst in Worms, was eine kleine Reise zu uns bedeutet. Wie bist du da auf unsere SoLaWi aufmerksam geworden?
Indem ich aktiv nach SoLaWi-Stellen auf der SoLaWi-Deutschland-Website gesucht habe, denn ich wollte gerne Teil eines solchen Projektes werden.
Wieso, denkst du, passt die SoLaWi so gut zu dir?
Für mich spielen Systeme eine wichtige Rolle, in denen Menschen als Gemeinschaft arbeiten und dabei durch Eigeninitiative Verantwortung für sich selbst übernehmen. Raus aus der passiven Konsumentenrolle und rein in die aktive Selbstverantwortung.
Du bietest mit deiner Firma kulin’abenteuer auch Fermentationskurse an. Welches ist dein Lieblingslebensmittel und wie verarbeitest du das am liebsten?
Da gibt es aktuell zwei. Zum einen Mangold fermentiert. Und zum anderen geröstetes Kichererbsenmehl, das vielseitig verwendbar ist; hier am liebsten für Suppen oder auch als Fermentationsgut.
Du lernst die SoLaWi und alle Beteiligten nun nach und nach kennen. Auf was bist du besonders gespannt?
Vor allem darauf, wie das Miteinander jenseits des Arbeitens stattfindet. Hier freue ich mich auf das Ende der Pandemie und bin vor allem darauf gespannt, wie es abläuft, wenn wir gemeinsam Feste feiern dürfen und auch Freizeit statt Arbeit gemeinsam auf dem Acker verbringen.
Alle SoLaWistas lernen nun wiederum auch dich kennen. Was würdest du uns lieber verschweigen?
(Johannes lacht laut, denkt länger nach, lacht wieder, erzählt mir etwas, das er lieber verschweigen möchte und ich daher nicht im Rundbrief veröffentlichen darf und antwortet dann strategisch klug.)
Ich bin ein sehr offener und wahrheitsliebender Mensch, also verrate ich gern vieles, aber in einem persönlichen Gespräch. Da muss man mich fragen. (lacht)
Vielen Dank, Johannes, für den kleinen privaten Einblick. (Johanna)

Lecker – Fenchel-Rezept

Während der letzten Ernteausgaben gab es auch das ein oder andere Mal wieder Fenchel. Dieser Doldenblütler ist erfahrungsgemäß so beliebt wie verabscheut. Der anisähnliche Geruch liegt nicht allen und daher findet diese Pflanze nicht immer von allein den Weg auf den Essteller. Ich selbst bin nicht mit Fenchel aufgewachsen, da meine Mutter ihn nicht mag, und bin erst durch die SoLaWi darauf gekommen. Eine Eigenschaft, die ich an der SoLaWi-Mitgliedschaft so liebe; man probiert einfach auch mal etwas aus, das man so auf dem Markt nicht gekauft hätte. So kann es kommen, dass man vielleicht nicht gleich Fan einer Pflanze wird, aber Mittel und Wege findet, diese für sich selbst genussvoll zuzubereiten. Hierbei ist es immer wieder schön, wenn man sich nicht selbst den Weg durch den Rezepte-Dschungel bahnen muss, sondern SoLaWistas tolle Tipps zur Zubereitung haben. Hortense war so lieb und hat eine saisonale Fenchel-Graupen-Pfanne kreiert. Das Rezept findet ihr (mit allen anderen) zusätzlich noch in unserem “Lecker”-Bereich auf der Homepage. Vielen Dank, liebe Hortense, für diese leckere Idee. (Johanna)

Fenchel-Graupen-Pfanne

Zutaten (für 2 – 3 Portionen):
• 2 Fenchelknollen mit Grün
• 200 g Gerstengraupen
• 4 junge Knoblauchpflanzen oder 2 kleine Knoblauchzehen
• ein paar Winterheckenzwiebeln
• 1/2 TL Fenchelsamen
• 1 getrocknete Chilischote ohne Kerne (!) oder Messerspitze Chiliflocken
• 2 – 3 EL Agavendicksaft
• 2 – 3 EL Mandelmus
• 2 EL Zitronensaft
• Salz
• Olivenöl
• Abrieb einer Zitrone
• 4 -5 Stängel Schnittknoblauch

Das Grün der Fenchelknollen waschen, kleinhacken und beiseitestellen.
Die Fenchelknollen längs halbieren (oder vierteln) und dann quer in 1 cm dicke Streifen schneiden.
Das Fenchelgemüse in einer heißen Pfanne in wenig Öl portionsweise goldbraun von beiden Seiten anbraten, anschließend beiseite stellen.
Ca. 1 l Wasser aufkochen (am einfachsten im Wasserkocher).
Wieder etwas Öl heiß werden lassen und in Ringe geschnittenen Knoblauch und Zwiebeln mit den Fenchelsamen und Chili kurz anschwitzen.
Graupen dazu geben, kurz mitrösten und jetzt schon gut salzen.
Nun nach und nach das Wasser angießen, so dass es immer wieder einkocht. Ab und zu umrühren. Am Ende der Garzeit (ca. 30 min) soll das Kochwasser verkocht sein.
Fenchelgemüse auf den Graupen verteilen und 2 EL Agavendicksaft darüber träufeln. Deckel drauf und 2 – 3 Min „glasieren“ lassen.
Fenchelgrün drübergeben und anschließend nochmals 1 Min den Deckel drauf legen.
Die Pfanne auf der Herdplatte lassen, aber abschalten (bei Gas oder Induktion auf kleinste Flamme).
Danach das Mandelmus unterziehen und mit Zitronensaft, Salz und eventuell noch etwas Agavendicksaft abschmecken.
Zitronenabrieb und Schnittknoblauch (in feine Streifen geschnitten) drüberstreuen und aus der Pfanne servieren.
Guten Appetit und liebe Grüße, Hortense

5. virtuelles Forum

Am Donnerstag, dem 27.05., fand wieder unser Forum online statt. Dieses Mal gab es vorab kein festgelegtes Thema. Jedes Mitglied konnte Themenvorschläge einreichen oder aber den Abend einfach auf sich zukommen lassen. Als “Opener” gab es, wie beim Mai-Forum, die Runde “Wenn ich ein Gemüse wäre, wäre ich…”. Da einige schon beim letzten Mal dabei waren und schon was in petto hatten, wurde es noch lustiger als zuletzt, denn so wurde das Gemüse schon gezielt der Stimmung des Tages angepasst. Von Weißkohl, der frisch zerschnitten und gehackt zu Sauerkraut verarbeitet wurde bis zu zwei Wochen altem Salat waren verschiedenste Energierichtungen zu erleben und die kleine Runde startete mit großen Lachern.

Das erste Thema des Abends hatte dann weniger mit dem Acker und der Tätigkeiten dort zu tun, sondern betrifft die Nachhaltigkeit, die wir in der SoLaWi auch leben wollen. Es wurde der Vorschlag einer Tausch-/Schenke-/Flohmarktbörse über den Verein in den Raum geworfen. Ziel ist es, dass man nicht immer etwas neu kauft oder was man nicht mehr benötigt einfach entsorgt, sondern sich gegenseitig mitteilt, was man sucht oder anbietet, angelehnt an inzwischen verbreitete Verschenkegruppen in sozialen Netzwerken. So kann man Dinge einfach verschenken oder zu einem günstigen Preis hergeben. Inhaltlich nahezu grenzenlos, von Büchern über Kinderspielzeug bis hin zum Sofa ist alles möglich. Bei “tragbaren” Dingen wäre der Acker selbst dann ein toller Ort, um Gegenstände kontaktlos übergeben zu können. Da das Pilotprojekt leicht und schnell umsetzbar ist, wird es zeitnah eine Möglichkeit geben, über die mitgliederinterne Tabelle die Inserate zu schalten. Wie die “Regeln” dazu lauten, wird dann über die mitgliederinterne Mail im Detail verbreitet werden. Es wäre schön, wenn hierbei Gegenstände durch Besitzerwechsel wieder neues Leben bekommen und sich auch Mitglieder finden, die sich sonst vielleicht nicht begegnet wären.

Als zweites Thema kam noch einmal auf, wie wir weiter gegen unsere “vierbeinigen Fellmonster” ankämpfen können, die sich genüsslich an unserer Ernte laben. Die Idee Katzen anzusiedeln konnte schnell aus dem Weg geräumt werden, da dies aus vielerlei Gründen nicht möglich ist. So kamen die Gedanken die jetzigen Greifvogelstangen anzahlmäßig zu erhöhen, Brutplätze für weitere Greifvögel zu schaffen und Nisthäuschen für Mauswiesel zu bauen. Hier wäre es schön, wenn sich noch einige Bastelfreundinnen finden würde, um wortwörtlich Nägel mit Köpfen zu machen. Vielleicht ein schönes Familienprojekt? Als nächstes ging es noch um allgemeine Rückmeldungen, intern als auch extern. So war das Projekt der Gärtnerinnen mit den Aufgaben an den Wäscheleinen zum “Pflücken” sehr erfolgreich. Dadurch haben sich u.a. Kleingruppen gefunden, die feste Aufgaben wie samstags den Erntetisch aufzuräumen oder den Zaun regelmäßig freizumähen, übernehmen. Dafür sind wir sehr dankbar. Tina hatte in den vergangenen Wochen noch zwei Ackerführungen mit externen Interessierten. Von diesen Besucher*innen kam die Rückmeldung, wie bewundernswert es ist, was die SoLaWi in den wenigen Jahren seit Gründung geschaffen hat. Manchmal nimmt man es so selbstverständlich hin und vergisst mit der Zeit, wie viel der Verein als Gemeinschaft seit der Gründung auf die Beine gestellt hat. So ist es schön, sich dessen wieder bewusst zu werden, wenn von außen erstaunt gefragt wird: “Und das hat nur sechs Jahre gedauert?” Balsam für die Seele aller, die sich daran beteiligen, viel Zeit, Energie und Kraft in die Arbeit reinstecken und die unterschiedlichsten Projekte auf die Beine stellen. Als Letztes wurde noch daran erinnert, dass dieses Jahr wieder Wahlen sind und auch noch der Geschäftsabschluss 2020 mit Entlastung des Vorstandes aussteht. Noch besteht die Hoffnung, dass zumindest ein Teil der “Bürokratie” auch in der Präsenz stattfinden kann. Die Räumlichkeiten mit genügend Platz und Belüftung sind für uns buchbar, aber die Erlaubnis der Regierung muss natürlich auch vorhanden sein. Dinge, die sich bis dahin nicht aufschieben lassen, werden wohl wieder über Online-Verfahren stattfinden müssen. Aber alle lechzen schon wieder nach persönlichen Treffen und freuen sich darauf, wenn endlich wieder wie früher zusammengesessen, gegrillt und gefeiert werden kann und auch Mitgliederversammlungen mit allen stattfinden können. So sind wir aufgrund der aktuellen Inzidenzen weiterhin hoffnungsvoll und sehen gespannt in die Zukunft. Das nächste Forum findet wieder in der letzten Juniwoche statt. Entweder online am Donnerstag oder, wenn Wetter und Inzidenz mitspielen, am Freitag auf dem Acker, da freitags die meisten zur Ernteabholung kommen. Ein Thema ist bisher noch nicht festgelegt. Vielen Dank an alle Anwesenden für das sehr lustige und vor allem lockere Forum. (Johanna)

Rehkitzsuche

Am Freitag dem 28. Mai fanden sich morgens um 8 Uhr sechs Damen auf dem Acker ein – mit einer ganz speziellen Mission: Das hohe Gras durchkämmen, um nach Rehkitzen oder Feldhasenbabys Ausschau zu halten, bevor Bernd zum Mähen anrückt. Frisch mit Sonnencreme eingerieben, bewaffnet mit Handschuhen und Stöcken ging es los. Wicken und Mohn im Geflecht machten das Fortkommen richtig schwer und so war es in vielen Abschnitten wie ein Machetenkampf durch den Dschungel. Doch dank lustiger Gespräche konnte man selbst die Nässe ertragen. Auch wenn wir uns über den Anblick eines zuckersüßen Rehkitzes gefreut hätten, war es auch schon zu wissen, dass wir nichts entdeckt haben und gefahrlos gemäht werden konnte. Allerdings haben wir alte Liegeplätze gefunden und das zeigt, dass wir hier und da Kitze auch am Acker haben und diese Arbeit wichtig und lebensrettend ist. Nach einer Frühstückspause und der Halbierung der Mannschaft kam dann Bernd mit dem Traktor und hat sich noch das Mähen eines Roggenfeldes gewünscht, das in einer Woche schon zu hoch sei. Schon bis zum Oberschenkel durchnässt und leicht gekühlt rafften wir letzten Drei uns nochmal auf und durchkämmten auch den hohen Roggen, der uns mit seinen etwa 1,80m Höhe über die Köpfe wuchs, was es nochmals schwerer machte, beim Durchsuchen die Linie zu halten. Nach über drei Stunden
waren wir dann froh, endlich die nasse Kleidung abzulegen und die Rehkitzmission abzuhaken. Vielen Dank an alle Helferinnen, die sich zusammengefunden haben. (Johanna)

So hoch stand das Feld zu Beginn
Nach dem Mähen