Mai 2021

Neues vom Acker

Auch im April wurde noch weiterhin fleißig der Boden für die Aussaat vorbereitet, um optimale Bedingungen zu schaffen. Dies ist vor allem auch körperlich sehr anstrengend und hat Kerstin und Julia viel Kraft und Einsatz gekostet. Doch die Mühe wird sich am Ende sicherlich auf unseren Tellern zeigen. Es wurde schon Mist auf die Felder im Freiland aufgebracht. Diesen Winter haben wir zum ersten Mal den Misthaufen, der aus Pferdemist und auch eigenen Pflanzenschnitten (z.B. Tomatenpflanzen und Physalis) besteht, abgedeckt. Wir haben nicht gedacht, dass die Verrottung dadurch so viel schneller geht und wir damit jetzt schon einen guten Naturdünger haben, der unserer Saat zusätzliche Energie bringt. Natürlich ist der schönste Teil an dieser Arbeit zwischen Mist auf- und abladen die kleine Tour auf dem Traktor, schaukelig, aber immer wieder spaßig.

Das Technikteam hat mit viel Unterstützung nun auch die allerletzten Schläuche unter die Erde gebracht und offene Löcher wieder mit Erde bedeckt – so kam man auch an kühlen Samstagen ins Schwitzen. Als aktuelles Arbeitsprojekt werden die kleineren Solarmodule zum Laufen gebracht, um auch die Abendsonne in Strom verwandeln zu können. Die Module wurden schon an das Gerüst geschraubt und sitzen bombenfest. Zweifacher Diebstahlschutz würde jedem Gauner den Spaß verderben und die Mühe nicht lohnenswert machen. Da auch die passenden Leitungen dazu gehören, wird auch wieder viel Schaufel- und Spateneinsatz benötigt, damit alles (kinder-)sicher im Erdboden versteckt ist. Die ersten Meter durchs Gebüsch sind schon erledigt. Da Gestrüpp aber nicht so nervig ist wie einen vom Traktor festgefahrenen Boden aufzugraben, stehen die anstrengenden Schaufelarbeiten noch bevor. Nicht zu vergessen ist die Hintergrundarbeit, damit am Ende alles so dokumentiert ist, dass jeder einsehen kann, wie was verkabelt wurde. Nebenbei gab es nochmals eine erfolgreiche Fehlersuche am Traktor, der nun nach getauschter Lichtmaschine wieder schnurrt wie zuvor.

Im April gingen nun leider die letzten Möhren und Kartoffeln aus dem Winterlager, und somit müssen wir uns diesen herrlichen Genuss besonders intensiv in Erinnerung behalten, bis es wieder Nachschub gibt. In den Folientunneln können vor allem die Erntehelferinnen beobachten, wie die Salate, Stielmus und der Spinat nach der Ernte innerhalb von zwei Wochen bis zur nächsten Ernte wieder gewachsen sind. Wem das nicht klar ist: Der Spinat beispielsweise wird bis etwa 3-4 cm über dem Boden gekürzt und nach der Ernte könnten Unwissende denken, dass dieser nun am Ende ist. Aber nein, was die Erntenehmer*innen 14 Tage später in ihren Körben wiederfinden, ist Spinat aus denselben Pflanzen, die binnen dieser kurzen Zeit teilweise wieder handtellergroße Blätter wachsen lassen. Es ist immer wieder schön zu sehen, was die Natur uns ermöglicht. Noch eine letzte Zutat dazu, und schon hat man am Erntetag Omas Klassiker Kartoffeln, Spinat und Spiegelei auf dem Teller – in SoLaWi-Qualität.

Nun endet aber langsam die Zeit des Spinats und Wintersalates, denn der Platz im Folientunnel 1 muss den Tomaten weichen, die darin dieses Jahr gepflanzt werden. Die Vorfreude auf den kommenden “Urwald” im Tunnel ist groß. Vor den Tomaten kommen aber noch einige Jungpflanzen. So wurden jetzt schon dank vieler Helferinnen unter anderem Sellerie und Kohlrabi gesetzt. Vorgekeimte Kartoffeln wurden gelegt, die größeren wurden zuvor noch geteilt, um den Ertrag zu erhöhen. Möhren, Pastinaken, Petersilienwurzeln und Chicorée wurden ausgesät. Kürzlich wurde zusätzlich noch ein mehrjähriger Blühstreifen eingesät, und nun dürfen wir alle auf etwas Regen hoffen, damit die Saat auch aufgeht und nicht zu viel von uns bewässert werden muss. Unsere Gärtnerinnen haben jetzt den Mittwoch als festen Tag für die Arbeitseinsätze eingeplant. So können sich Helferinnen gut darauf einstellen und wenn es keine Jungpflanzen gibt, dann findet sich genügend andere Arbeit, ob nun Schnüre wickeln oder Beete hacken. Wie im Baumarkt: Es gibt immer was zu tun! (Johanna)

Erdmiete

Unsere renovierte Erdmiete hat sich den Winter über sehr gut bewährt. Die in ihr gelagerten Gemüse wie Karotten, Sellerie, Pastinaken und einiges mehr haben die Wintermonate gut überstanden und uns bis in den April mit gutem Gemüse versorgt. Selbst die Kartoffeln konnten für einige Zeit problemlos dort aufbewahrt werden. Auch die Bestückung der Erdmiete und auch das Entnehmen der Gemüse war im Vergleich zur „alten“ deutlich komfortabler, denn man kann mit dem Schubkarren hinein- und hinausfahren, und in der Erdmiete kann man auch aufrecht stehen. Das erleichtert die Übersicht und die Durchsicht der dort eingelagerten Gemüse. Nun soll auch an der äußeren Form gearbeitet werden, sodass sie nicht wie irgendein Erdhügel aussieht. Sie soll eine schöne Form bekommen und dann auch bepflanzt werden. Wer die letzten Wochen auch mal samstags auf dem Acker war, der hat gesehen, dass sich dort einige fleißige Helfer*innen schon betätigt haben. Zuerst einmal mussten die Seiten befestigt werden, damit der Boden nicht bei dem ersten kräftigen Regenguss herunterrutscht. Als Baumaterial schwebte mir am Anfang eine Sandsteinmauer vor, aber von diesem Gedanken bin ich erst mal abgekommen, denn so schnell ließ sich das nicht organisieren. So haben wir das genommen, was es so an „Restposten“ auf unserem Gelände gab, und haben angefangen eine Umrandung mit den überzähligen Paletten zu bauen. Nun ist der vordere Teil schon recht ansehnlich, aber es gibt noch viel zu tun, und möglicherweise können wir im nächsten Jahr auch noch eine Mauer aus dem hiesigen Buntsandstein vor die Paletten bauen. Auf dem Deckel der Erdmiete wurde eine dünne Kompostschicht aufgebracht. Diese wurde mit einer dafür geeigneten Blühmischung eingesät und nun sind wir gespannt, welche Pflanzen sich dort durchsetzen werden. An den Seiten sollen niedrige einheimische Wild- und Gewürzpflanzen wachsen. Ich bin sehr froh, dass der Anfang gemacht ist, und bin neugierig, wie sich alles so weiter entwickeln wird. (Karin)

Aktuelles aus der Online-Welt

Unsere Homepage ist wieder um einen tollen inhaltlichen Aspekt erweitert worden. Kerstin und Julia haben mit Liebe und Herzblut das Anbaukonzept ausformuliert. Hier lohnt sich ein Blick, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Gedanken sich alle machen, die sich mit dem konkreten Anbau beschäftigen. Denn unsere SoLaWi möchte die Einstellung zu Nachhaltigkeit und Ökologie nicht nur in
der Theorie, sondern in der eigenen Praxis leben und erlebbar für alle machen. Das Konzept findest du hier: https://solawi.info/anbaukonzept/

4. virtuelles Mitglieder-Forum

Im April-Forum stand dieses Mal das Thema “Zukaufsideen & geteiltes Risiko als Grundprinzip einer SoLaWi” auf dem Plan. Hintergrund war, dass wir zum einen vermehrt „Angebote“ wie solidarisch produzierten Kaffee oder Zitrusfrüchte bekommen und das mit den Mitgliedern besprechen und zum anderen das Prinzip des geteilten Risikos in den Fokus stellen wollten.
Die Runde der Teilnehmerinnen war etwas kleiner als bei den beiden vorigen Foren, was wiederum mehr Raum für Diskussionen und Austausch bot, da es nicht so zeitintensiv ist, wenn jeder etwas sagen möchte. Die Teilnehmerinnen wurden von den Gastgeberinnen mit der spontanen Frage begrüßt: “Wenn ich ein Gemüse wäre, dann wäre ich…?” Das lockerte die Stimmung auf und es wurde gemeinsam gelacht, wenn z.B. die Gurke der Form wegen herhalten muss, weil wir Banane natürlich nicht unter Gemüse laufen lassen können. Dann folgte der Einstieg mit einem Überblick über die Unterscheidung zwischen dem Thema „Sortimentserweiterung“ und dem Thema „Zukauf als Risikoausgleich“. Das erste große Thema war der Zukauf zur Sortimentserweiterung. Die unterschiedlichen SoLaWi-Modelle bieten eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Je nach Betriebskonzept gibt es SoLaWis, die wie wir eine reine Gemüse-Gärtnerei betreiben. Höfe, die ein größeres Angebot wie Eier, Milch, Käse, Honig, Getreide und Getreideprodukte bis hin zu Fleisch haben, bieten ihren Mitgliedern in der Regel unterschiedliche SoLaWi-Anteile an. So kann das Mitglied wählen, welche Lebensmittel es im Anteil haben möchte. Andere Konzepte sehen die Kooperation nach dem solidarischen Finanzierungsmodell für weitere Lebensmittel vor, so dass regionale Initiativen oder Landwirtinnen wiederum eine eigene gemeinschaftsbasiertes Finanzierungsmodell entwickeln und ihre Lebensmittel den Mitgliedern der bestehenden SoLaWi anbieten. Dadurch kann lokal ein Netzwerk von kooperierenden, nach dem solidarischen Wirtschaftsmodell getragenen Betrieben, Organisationen etc. entstehen. Wer mehr über diese Form des gemeinschaftsbasierten Wirtschaftens erfahren will: https://www.myzelium.com/ Unterscheiden lassen sich außerdem unregelmäßige und regelmäßige Zukäufe. Durch eine private Initiative stehen wir in Verbindung mit einem Olivenöl-Vertrieb, bei dem wir zweimal jährlich eine Sammelbestellung für griechisches Bio-Olivenöl aufgeben, das dann direkt zum Acker geliefert wird – jeder kauft für seinen Bedarf. Bislang haben wir als Verein Zukäufe vermieden, da wir uns als „Gemüse-SoLaWi“ definiert haben. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, haben wir enge Grenzen bzgl. des Handels, und außerdem bedeutet jedes zusätzliche Produkt eine neue „Aufgabe“, die einen Kümmerin braucht, Lagerfläche und auch die offene Diskussion, was die Mitglieder möchten und mittragen.

Wir haben an dem Abend einige Aspekte diskutiert: Ob z.B. Zukäufe wie eine monatliche Südfrüchtelieferung unter das reguläre Sortiment der Ernte fallen oder zugekauftes “fremdes Sortiment” von jeder Erntenehmerin für sich bestellt und selbst bezahlt wird. Es muss auch die Lebensmittelkategorie berücksichtigt werden. Obst und Gemüse unterscheiden sich hier von tierischen

Produkten (Honig, Eier, Fleisch), die vegetarisch oder vegan lebende Erntenehmerinnen vielleicht nicht beziehen möchten. Bei Kooperationen mit anderen Händlerinnen dürfen nicht zuletzt auch die Bio-Richtlinien im Anbau sowie die Ökologie (Lieferkette) oder auch ethische Aspekte (faire Löhne) nicht außer Acht gelassen werden. Wir sind an dem Abend zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen, außer, dass Interesse an Zitrusfrüchten geäußert wurde. Zum Ende kam noch ein verspäteter Gast dazu, der gern das Angebot gemeinsam entwickeln würde, weitere Bienen auf dem Acker anzusiedeln. Hierzu später mehr…
2019 wurde zudem in der Mitgliederversammlung beschlossen, dass späte Kartoffeln von der SoLaWi Schossberghof in Kandel zugekauft werden, da in unserer SoLaWi die fachlichen und zeitlichen Kapazitäten und die Lagerungsmöglichkeit dazu fehlen.
Der zweite Diskussionsteil drehte sich um die Frage, ob die Gemeinschaft einen kleineren oder größeren Ernteausfall als Risiko solidarisch trägt. Das Prinzip soll den Gärtnerinnen die Last, das Ertragsrisiko allein zu schultern, nehmen und auf uns alle verteilen.
Das Wetter können wir nicht steuern, Wetterextreme (Hagel, Sturm, Trockenheit, Hitze etc.) können immer wieder auftreten, und auch durch tierische Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten können schnell große Schäden angerichtet werden, die man vielleicht erst entdeckt, wenn es schon zu spät ist. Unsere Gärtnerin sagte, dass es für sie schon einen Druck aufbaut, wenn einzelne Gemüse nicht gedeihen oder ausfallen.
Bzgl. des Zukaufs haben wir drei Optionen diskutiert:
• gar kein Zukauf
• bei vorhandenem Budget: frühzeitiger Zukauf schon bei kleineren Ausfällen
• Zukauf nur bei sehr großen Ausfällen, wenn z.B. eine Kultur komplett und nicht nur teilweise wegfällt

Schön zu spüren war in dieser Diskussionsrunde die Wertschätzung für die Arbeit des Gärtnerinnenteams und aller im Anbau aktiven Mitglieder. Ein Nebenaspekt des Dialogs war sicher, das Wissen darum zu vertiefen, wie komplex eine solch kleinteilige Gemüsegärtnerei ist, dass jede Kultur besondere Bedingungen braucht, wie viel Wissen nötig ist, um diese Bedingungen zu schaffen, und dass es Einflussfaktoren gibt, die wir nicht vorhersehen oder steuern können. Bei diesen vielen Punkten war es nicht verwunderlich, dass sich das Forum nicht auf 60 Minuten begrenzen ließ. Das Klima war angenehm und offen, und es zeigten sich erste Anhaltspunkte für weitere Überlegungen in diesem Bereich. Es war schön zu erleben, wie die Teilnehmenden sachlich und offen ihre persönlichen Haltungen ausgetauscht haben.

Ein Dank gilt hier wieder Jasmin und Elsa für die Organisation und Moderation und Tina für den fachlichen/organisatorischen Überblick über bisherige Verfahrensweisen und die Ideen und Möglichkeiten, die sie schon im Gepäck hat. Für das Mai-Forum haben sich unsere Gastgeberinnen folgendes Thema überlegt: “ “ Ja genau, richtig gelesen. Das Thema ist nicht festgelegt, sondern die Mitglieder können entweder vorab einen Input abgeben (E-Mail an neustadt@solawi.info), oder aber im Forum selbst entwickeln sich Themen während des Gespräches. So wird der Fokus mehr auf den Austausch untereinander und miteinander gelegt und jede*r hat die Möglichkeit aktuelle Gedanken einzubringen. Das Forum im Mai wird vermutlich am 27.05.21 Online stattfinden. Sollte sich bis dahin aber die Lage entspannen und Treffen im Freien unter mehreren Haushalten möglich sein, würde es am 28.05.21 auf dem Acker stattfinden. Dies erfahren die Mitglieder wie gewohnt über die Einladung einige Tage zuvor. (Johanna & Tina)

Zukunftsfähige Ernährung am Beispiel der Südpfalz – SoLaWi Akazienhof ist dabei!

Bildungsmaterial zur Verbindung von globalen Gerechtigkeitsfragen mit konkreten Handlungsalternativen für Schulen und andere Bildungsakteure.
Das herrschende Landwirtschafts- und Ernährungssystem steht vor großen Herausforderungen: Durch die stetige Industrialisierung und Globalisierung der Landwirtschaft werden wertvolle Rohstoffe ausgebeutet, Böden und Wasser verschmutzt, der Klimawandel wird verstärkt und die Gesundheit der Menschen belastet. Die Handelsstrukturen der Agrarmärkte führen zu einer ständigen Verschärfung globaler Ungleichheiten und zur Verarmung zahlreicher Landwirt*innen weltweit. Ein Kurswechsel ist dringend nötig.
Doch welche Ernährung ist zukunftsfähig? Das Bildungsmaterial beleuchtet Herausforderungen im Ernährungssystem und stellt Portraits von Menschen aus der Südpfalz vor, die Alternativen bereits umsetzen. So entsteht ein Bild von Herausforderungen und bereits gelebten Lösungsansätzen.
Das Material ist geeignet für den Einsatz ab Klasse 9. Zusätzlich finden sich Hinweise zur Anpassung für die Klassen 5-8 und 4.
Hier die Links:

Website zur Kampagne: https://www.transformativebildung-suedpfalz.de/materialien/

Das Material: https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/a83f51de-8095-4e63-8b2c-4dc2578e9184/zukunftsfaehige-ernaehrung-karten.pdf (Tina)