Februar 2020

Vom Anbau

Momentan liegt der Acker im Winterschlaf und nur wenige Solawi-Mitglieder verirren sich außerhalb der Ernteausgaben hierher. Zwei fleißige Helferinnen haben in der letzten Woche die Erdmiete durchgeschaut. Es ist alles im Rahmen und es sind nur wenige Verluste zu vermelden. Die Karotten im Freiland haben den „Vorderpfälzer Winter“ bis jetzt ganz gut überstanden, sie sind manchmal ein wenig angeknabbert – sie schmecken eben auch den anderen Mitgeschöpfen.

Einiges eingelagertes Gemüse geht dem Ende entgegen; z.B. sind die Kürbisse alle ausgegeben. Der Zuckerhut, Sellerie und rote Bete werden noch ein wenig reichen. Im Freiland warten noch Rosenkohl, Wirsing, Grünkohl, Schwarzkohl und Lauch auf die weiteren Ernteausgaben. Im großen Folientunnel wachsen verschiedene Salate vor sich hin und ich bin ganz zuversichtlich, dass die Kiste im März nochmals gut gefüllt sein wird.

Für die Gärtner gibt es auch im Winter viel zu tun; sie müssen die Anbauplanung machen, Saatgut bestellen und einiges mehr, damit wir auch in der neuen Saison Woche für Woche einen gut und abwechslungsreichen bestückten Erntekorb mit nach Hause nehmen können. (KH)

Korbflechten Anfang Januar

Gleich am ersten Wochenende im neuen Jahr hat sich der Korbflechter Ede Gehrlein aus Westheim auf den Weg nach Neustadt gemacht, um wieder einigen Solawi-Mitgliedern die Grundbegriffe des Korbflechtens zu vermitteln. Zwei Gruppen, bestehend aus jeweils sechs Personen, haben sich am Freitag und am Samstag in den Veranstaltungsräumen des Kulturvereins Wespennest getroffen.

Um 9.30 Uhr ging es los. Zum Einstieg gab es wieder einen theoretischen Teil und ich habe mir dieses Mal gemerkt, dass es sehr viele unterschiedliche Weiden gibt, aber nur sehr wenige sich für „das Körbe flechten“ eignen, da viele Sorten schnell brechen oder die Weidenruten schlicht zu stark sind, um sie zum Korbflechten verwenden zu können. Nun kam der praktische Teil und zuerst wurde wieder ein Boden geflochten in der Technik „des Fitzens“. Fitzen ist eine spezielle Flechttechnik, die dem Boden des Korbes eine bessere Festigkeit verleiht.

Um 12.30 Uhr waren die Böden fertig und wir bereit für die Mittagspause, die wir eine Etage tiefer im Wirtshaus Konfetti einnehmen konnten. Alle Teilnehmer/innen haben spätestens bis hierher gemerkt, das ist ja richtig anstrengend und man muss sich schon gut konzentrieren damit man sich nicht vertut und mit den vielen Weidenruten nicht durcheinander kommt. Gegen 16.00 Uhr waren die Körbe fertig und Ede hat jedem den Rand (Abschluss) geflochten, denn hier kommt wieder eine andere Technik zum Einsatz, die für Anfänger noch zu schwer ist. Jetzt noch schnell aufräumen und fegen, damit die Gruppe am Samstag einen ordentlichen Raum vorfindet. (KH)

Ich war dabei – 10. Demo „Wir haben es satt“ in Berlin, unter dem Motto „Agrarwende anpacken“, 2020

Berlin, Samstag, 18. Januar 2020, lange habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Der Wecker klingelt, das Aufstehen fällt heute besonders leicht, denn wir sind mit Freunden verabredet und wollen zur Demo, die um 12:00 Uhr am Brandenburger Tor beginnt, veranstaltet von „Wir haben es satt“. Um viertel nach 11.00 Uhr ziehen wir los, Catalina, Helena, Carlos, Peter und ich, später wird noch eine Freundin dazu stoßen.

Von der Friedrichstraße aus, am Brandenburger Tor angekommen, jede Menge Absperrungen, ein immenses Aufgebot an Polizeiautos und Polizisten, aber nicht nur wegen der Demo, also uns, sondern vor allem wegen der Libyenkonferenz, die morgen in Berlin stattfinden soll.

Hinter dem Brandenburger Tor gibt es auf der dort aufgebauten Bühne ein vielfältiges Programm mit Ansprachen und Musik, bevor sich der Demonstrationszug dann in Bewegung setzen soll. Hier haben sich viele, sehr viele Menschen versammelt – herrlich bunt ist die Menge mit vielfältig gestalteten bunten Fahnen und Plakaten von selbstgemacht bis Profi, von klein über groß bis riesig – und hören die Ansprachen und Apelle der Redner&ask;innen. Alles, was da gesagt wird, ist nicht neu. Applaus gibt es dennoch, denn da sich nichts geändert hat, muss es immer wieder gesagt werden bis vielleicht irgendwann mal die Entscheidungsträger*innen so in die Ecke gedrängt werden, dass sie entsprechend handeln müssen. Die Geräuschkulisse ist sehr hoch, viele Leute haben Töpfe und Kochlöffel mitgebracht und machen Krach, auch Trillerpfeifen kommen zum Einsatz.

Ich bin von der Vielfalt der Transparente begeistert und auch von den Menschen, die Initiative ergreifen. Da sind „Omas for Future“ unterwegs. Da gibt es Plakate mit den unterschiedlichsten Botschaften „Agrarwende jetzt“, „Wir brauchen eine Bäuerlich Ökologische Landwirtschaft, SoLaWi und Permakultur, keine Politiker, die nicht handeln! “. Einer hat ein selbstgebasteltes Schild um den Hals und textet „Dieses Schild ist so erbärmlich wie unsere Landwirtschaft!“ Greenpeace formuliert „Schluss mit der Show, Frau Klöckner. Billigfleisch stoppen!“ „Flowerpower? Ja bitte!“ (hier muss ich an unseren Blühstreifen auf dem Acker denken) und auch „Kurzstreckenflüge nur für Insekten“ find ich toll. Traurig stimmt mich ein Transparent, auf das eine Biene gemalt ist und auf dem die Worte stehen „Ich mag Tanzen, nicht Sterben“. An anderer Stelle ist ein Mensch mit „Let it BEE“ unterwegs und voll aus dem Herzen spricht mir „Essen ist Politisch“.

Besonders nachhaltig beeindruckt und nachdenklich gemacht hat mich ein Mann, der ein Minischild vor sich herträgt. Das Schild ist so klein, dass der Text nicht zu entziffern ist. Ich will aber wissen, welche Botschaft er hat. Also winke ich ihm, er bleibt stehen, als ich bei ihm bin lese ich „SAUEREI“. Von wegen alles muss groß und schrill sein – auch so kann Mann seine Meinung ausdrücken.

Ich suche den SoLaWi-Infostand, finde keinen, frage Leute, niemand hat einen gesehen; so gehe ich zum BUND, die haben Fahnen mit dem Aufdruck „Insekten schützen“ zu vergeben – gegen Spende – „5 Euro wären gut“ wird mir gesagt. Ich stecke zwei 5-Euroscheine in die Spendenbox weil ich zwei Fahnen haben möchte. Eine wird später – nachdem ich sie ausreichend in den Himmel gehoben und geschwenkt habe – unsere Berliner Küche schmücken. Diese Fahne ist meine lautlose Botschaft, denn Kochtopf, Kochlöffel und Trillerpfeife habe ich vergessen.

Da es inzwischen kühler geworden ist, kommt die von der Bühne angekündigte Welle gerade recht: Alle sollen in die Knie gehen und sich dann auf Kommando erheben; AUFSTEHEN, ERHEBEN gegen die Massentierhaltung, gegen Glyphosat, gegen Billigfleisch, gegen die verkorkste Subventionspolitik und und und… Das tut gut. Wir sind viele, wir sind laut und es sieht auch toll aus – mein kleines Video gibt einen Eindruck davon.

Die Atmosphäre könnte besser nicht sein, es ist eine unglaublich schöne, friedvolle Stimmung, dicht gedrängt sind die Menschen, ich fühle mich wundervoll, Gleichgesinnte überall, und wenn es einen Zusammenstoß gibt, schenken sich die Menschen ein strahlendes Lächeln. So kenne ich es von jeder „Wir haben es satt“-Demo, bei der ich bisher dabei war. Die Forderungen, die Apelle sind auch heute bei der zehnten Demo noch immer dieselben, denn immer noch hat sich nichts Grundlegendes in unserer Landwirtschaftspolitik geändert, wieder haben wir eine Ministerin, die die falschen Bauern subventioniert und auf einem Transparent als „Heilige Julia, Schutzpatronin der Pestizidhersteller“ bezeichnet wird.

Unsere Demo findet statt, um eine Stimme zu erheben für nachhaltige, umwelt- und bodenschonende, insektenfreundliche Landwirtschaft. Zeitgleich findet die Grüne Woche statt, wo auch „die Anderen“ ihre Produkte und ihr Verständnis von Landwirtschaft zeigen und vertreten.

Auf der Bühne spricht jetzt Vandana Shiva, alternative Nobelpreisträgerin und Globalisierungskritikerin aus Indien. Dann hören wir von Antonio Andrioli aufrüttelnde Schilderungen zu den Zuständen in Brasilien. Dieser Mensch beeindruckt mich sehr. Er ist der einzige, der in seiner Rede konkrete Änderungsforderungen an sein Land und seine Regierung und die Welt richtet. Alle anderen bewegen sich hauptsächlich in allgemeinen Apellen. Antonio Andrioli beendet seine Ansprache mit „Wir haben Hoffnung. Wir werden nicht aufgeben. Weiter so.“

Mit ziemlicher Verspätung soll nun der Demo-Zug durch die Stadt starten, an der Spitze die Traktoren, dahinter die verschiedenen Gruppierungen sortiert nach Verbandszugehörigkeit. Unsere kleine Gruppe trennt sich jetzt. Ich werde alleine weiterziehen. Es ist ein tolles Gefühl, das Gefühl, das Richtige zu tun, am richtigen Ort zu sein. Dann geht es endlich los. Unterwegs immer wieder Gruppen, die Musik machen, Trommeln – es ist toll. Friedlich. (GHH)

Wer ist wer

Winfried

  • Mitglied seit 2017
  • Fleißiger Helfer auf dem Acker

Gudula

  • Mitglied seit 2017
  • AG Öffentlichkeitsarbeit
  • Sie gestaltet unsere Flyer, Faltblätter und Plakate

Veranstaltungshinweis

Am Samstag den 7.3.2020 zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr findet der 9. Pfälzer Vielfaltsmarkt in der Stiftskirche in Neustadt statt. Unsere Solawi ist hier mit einem Stand vertreten.