Rundbrief August/September/Oktober 22

Liebe Leser*innen, der Rundbrief ist teils schon Anfang September entstanden. Ihr dürft euch beim Lesen vorstellen, dass es noch warm war… 

Die Sonne brennt… Die Wälder brennen… Unser Wald brennt! 
Die SoLaWistas und Freund*innen um Neustadt haben es teils live gesehen oder zügig mitbekommen: Am Mittwoch, dem 3. August brach ein Feuer nahe des Hambacher Schlosses aus. Südlich des Schlosses kämpften über 200 Feuerwehrleute gegen die Flammen, am Abend saßen wir von der AG Öffentlichkeitsarbeit bei unserem Treffen auf dem Acker und konnten den Löschhubschrauber über unseren Köpfen beobachten. Das geschichtsträchtige Gebäude wurde nicht beschädigt, aber auch nach Ende des Brandes wurde über mehrere Tage Brandwache gehalten und wurden kleinere Glutnester gelöscht. Natürlich gab es zeitgleich weltweit viele andere Brände, die deutlich größer, schlimmer, länger andauerten, aber es ist ein Unterschied, und noch einmal erschreckender, ob man etwas in den Nachrichten sieht oder mit dem Auto gefühlt direkt daran vorbeifährt. Die Hitzewellen mehren sich und wir müssen erleben, wie die Politik immer noch nicht alles Machbare unternimmt, um die Klimakatastrophe abzumildern (zu verhindern wage ich schon gar nicht mehr zu schreiben). Unfassbar, wie es immer noch Menschen gibt, die den von uns gemachten Klimawandel abstreiten oder herunterspielen. 

Die Ursache für Waldbrände ist laut diverser Statistiken bei über 90% der Mensch. Je nach Bundesland gibt es daher ein Rauchverbot in Wäldern zu gewissen Zeiten – in Rheinland-Pfalz gilt dies nicht nur zur “Brandsaison” (1. März – 31. Oktober), sondern sogar ganzjährig. Es ist wichtig, dass wir achtsam durch die Umwelt gehen und selbst dafür sorgen, dass wir keine der Ursachen werden. Durch Glasscherben können keine Brände verursacht werden, das ist ein altes Gerücht – was natürlich nicht heißt, dass es ein Zeichen von Intelligenz ist, wenn man seinen Müll in den Wald wirft! Neben Brandstiftung (auch ein Zeichen von Intelligenz…) sind unachtsam weggeworfene Zigarettenstummel oder Funkenflug durch schlecht gesicherte Lagerfeuer (vor allem bei Wind) ein häufiger Auslöser, auch weil manche im Sommer ihr Gartenlaub verbrennen. Eine weniger bekannte Gefahrenquelle sind Autos. Ein Katalysator kann tatsächlich so heiß werden, dass er bei direktem Kontakt zu z. B. trockenem Gras ein Feuer auslösen kann. Da dazu direkter Kontakt notwendig ist, muss man besonders darauf achten, wenn man sein Auto auf höher gewachsenem Gras abstellt. Wer jetzt z. B. an unseren Acker denkt, dem wird vielleicht auffallen, dass wir hier einige Stellen mit hohem Gras haben. Aber auch wenn man so manchen überfüllten Wanderparkplatz ansteuert und am Straßengraben eine Lücke finden muss, kommt man in diese Situationen. Neben dem Auto gilt dies natürlich auch für andere landwirtschaftliche Geräte, die, heiß gelaufen, dann Feuer entzünden können. Natürliche Ursachen wie ein Blitzeinschlag sind äußerst selten, vor allem, da damit meist auch ein Gewitter mit Regen einhergeht und die Gefahr wieder natürlich reduziert. So bleibt unterm Strich nur eine realistische Gefahr: Der Mensch! 
Wir hatten Glück bei diesem Brand, dass es windstill war und somit der Brand hier sehr schnell unter Kontrolle war. Dennoch dauert es Jahrzehnte, bis bei einem Waldbrand wieder der Ursprungszustand erreicht wird und nicht selten ist dies gar nicht der Fall. 

Nun ist der Herbst in vollem Gange und wir können hoffen, dass die Sommerwelle im nächsten Jahr milder und regenreicher ausfällt. 
(Johanna) (Bildnutzung mit freundlicher Genehmigung von Ralph Ruthe) 

Neues vom Acker 

Es passiert unfassbar viel auf den Feldern, denn gerade jetzt ist es auch die Phase des großen Wechsels. Die Frühjahrsgeneration geht und die Herbst- und Winterkulturen folgen nach. Wir freuen uns, dass bei dem Wetter unsere Gärtnerinnen daran denken, dass – kaum vorstellbar – tatsächlich irgendwann wieder der Winter vor der Türe steht. Daher wurden schon viele Kulturen gepflanzt, die uns in der dunklen Jahreshälfte versorgen dürfen. Kohl in allen Farben (Grün, Weiß, Schwarz, Rot) und auch Kohl als Blume (also Rosenkohl) sowie Wirsing, aber auch Lauch, Salate und Radicchio wurden ausgebracht. Ausgesät wurde auch, so dass wieder Rote Bete, Möhren und Rettich im Winterlager landen sollten. 

Wie die Erntenehmer*innen gemerkt haben, haben wir schon eine richtig gute Ausbeute an Tomaten. Diese haben viel Aufmerksamkeit bekommen, da sie sehr früh von Braunfäule betroffen waren und dann eine Luxus-Wellness-Behandlung mit Ackerschachtelhalm-Aroma erhalten haben. Trotzdem mussten die Pflänzchen auch zum Friseur und eine etwas kürzere Frisur sorgt dafür, dass wir nicht noch mehr ernten können als sowieso schon. Aber wiederum sind sie die großen Nutznießer des heißen Wetters und entfalten durch die Wärme ein unglaublich intensives Aroma. Zusätzlich zum Freitag werden die Tomaten zusammen mit Zucchini, Gurken, Bohnen und Paprika auch Montag und Mittwoch zwischengeerntet – toll, dass wir engagierte Mitglieder haben, die unsere Gärtnerinnen da so tatkräftig unterstützen. Die Gurken landen auch in unseren Körben, leider durch Mehltau auch hier in etwas geringerer Zahl als erhofft. Aber auch wenn es schade ist, dass wir aktuell keine eigenen Kartoffeln haben, kommt es durch das Fehlen der Kartoffelkäfer dazu, dass wir einen deutlichen Anstieg bei der Paprikamenge in der Erntekiste erkennen können. Ein sehr positives Abwesenheits-Anwesenheits-Verhältnis. Wir können uns nur wünschen, dass wir in der Zukunft eine Möglichkeit finden, um Kartoffeln an einem Platz anzubauen, der weit genug von unseren Nachtschattengewächsen entfernt ist und somit das Verhältnis zwischen Kartoffelkäfer und Paprika & Co nicht ins Gegenteil umschlägt. 

Dann aber eine hocherfreuliche Nachricht: Wir werden nie erfahren, ob es wegen oder trotz der 80er-Playlist von Natalie so kam, dass die Helfer*innen bei der Zwiebelernte so geackert haben, dass über eine Tonne Zwiebeln geerntet werden konnten! Vielen Dank an alle, die dabei waren und durch die Musik begeistert oder zumindest nicht abgeschreckt mitgeholfen haben – ein richtig toller Erfolg! 

Durch die Hitze muss natürlich sehr viel bewässert werden. Wir sind froh, dass dies inzwischen ohne Diesel nur durch Sonnenkraft und unsere Solaranlage funktioniert, sowohl das Pumpen des Wassers aus dem Brunnen als auch die Energieversorgung für das Bewässerungssystem – klimaneutraler als 0 CO2 schaffen wir nicht! Die Gründüngung auf der Südfläche ist aber in der Hitze vertrocknet, da werden die Gärtnerinnen einen neuen Versuch starten, wenn wieder Regen oder der Herbst kommt. Die Gärtnerinnen, aber auch alle Helfenden, passen ihre Arbeitszeiten und -einsätze dem Wetter an, auch wenn es sicherlich nicht immer Spaß macht ganz früh morgens aus dem Bett zu kriechen, um die meiste Arbeit schon vor der einsetzenden Hitze geleistet zu haben. Wir sind dankbar, dass Kerstin und Natalie hier so flexibel sind und ihre Arbeitszeiten so anpassen, dass es für ihre Gesundheit besser ist und wir natürlich dadurch auch so eine reiche Ernte einfahren können. (Johanna) 

Vorstellung Natalie 

Seit dieser Saison ist Natalie auf unserem Acker als Gärtnerin unterwegs und bildet mit Kerstin ein tolles Team. Es wurde nun dringend Zeit, dass sie auch bildlich und schriftlich hier und auf der Homepage erscheint, da natürlich die Gärtnerinnen für die Mitglieder stark präsent sind. Aber auch für Außenstehende ist es spannend zu sehen, wer sich bei uns so tummelt. Also habe ich mich mit Natalie getroffen, mich mit ihr über ihren Werdegang unterhalten und Fragen gestellt. Die Quintessenz des Ganzen könnt ihr hier und sehr bald dann auch (inklusive Foto) auf www.solawi.info sehen und lesen: 

Natalie ist seit April 2022 Teil unserer SoLaWi. 
2016 beschloss sie, ein paar Monate als Volontärin auf einer kleinen Bio-Gemüse-Farm in Kanada zu verbringen. Von ihrer neu gefundenen Leidenschaft für den Gemüsebau im positiven Sinne überrumpelt, wurden aus ein paar Monaten ein paar Jahre, in denen sie mehr und mehr in das Hofgeschehen einstieg, wissensdurstig ein Fachbuch nach dem anderen verschlang und den Betrieb schließlich sogar leiten durfte. Am meisten Spaß machten ihr in dieser Zeit die Märkte, auf denen sie das angebaute Gemüse verkaufte und sich mit Kund*innen und anderen Farmer*innen austauschen konnte. 

2020 zog es Natalie dann zurück in die norddeutsche Heimat. Sie nahm einen Job als Gärtnerin beim WirGarten in Lüneburg an und kam dort das erste Mal mit dem SoLaWi- Konzept in Berührung. Zusammen mit Kerstin im Gärtnerinnen-Duo freut sie sich heute, täglich unseren Acker zu gestalten und die Mägen der Mitglieder zu füllen. 

Neben der Arbeit bei uns studiert Natalie Englisch, mit dem Ziel neben dem Gärtnern (und vor allem im Winter) landwirtschaftliche Texte und Bücher zu übersetzen sowie eine Balance zu der körperlichen Acker-Arbeit zu schaffen. 

Folgende Fragen habe ich ihr gestellt: 

Wie bist du auf uns gestoßen? 

Ich bin ganz klassisch im Internet auf die Stellenanzeige der SoLaWi gestoßen, habe mich prompt beworben und war ein paar Wochen später zum Kennenlernen auf dem Acker. Ich hatte gleich das Gefühl, mit Kerstin auf einer Wellenlänge zu sein, und hatte auch generell ein gutes Bauchgefühl – heute bin ich sehr happy und dankbar, in dieser tollen Gemeinschaft gelandet zu sein. 

Was sind die größten Gemeinsamkeiten und größten Unterschiede in der Arbeit bei uns zu deinen vorigen Arbeitsplätzen? 

Eine große Gemeinsamkeit meiner bisherigen Arbeitsplätze ist sowohl der biologische Anbau als auch die Wichtigkeit von regenerativen Praktiken, die über eine bloße Bio-Zertifizierung hinaus gehen. 

Das Engagement so vieler Mitglieder ist hier aber einfach einzigartig. Es erleichtert nicht nur die Arbeit auf dem Acker, sondern schafft auch eine tolle Gemeinschaft. Ich freue mich, ein Teil davon sein zu können. 

Für mich persönlich ist die Arbeit in Teilzeit auch eine Umstellung. In meinen vorherigen Jobs habe ich immer mindestens in Vollzeit gearbeitet, was mich teilweise ganz schön an meine körperlichen Grenzen gebracht hat. Mir gefällt es, nebenbei meinem Studium nachgehen zu können. 

Wie fühlst du dich mental und körperlich, wenn du in Richtung Acker fährst und wie, wenn du nach getaner Arbeit wieder auf dem Weg nach Hause bist? 

Das kommt ein bisschen auf die Intensität der Jahreszeit an. In der Hauptsaison denke ich auf dem Weg zur Arbeit meist darüber nach, wie viel an dem Tag zu tun ist, und frage mich, wie wir das alles schaffen sollen. Körperlich bin ich dann allerdings (noch) fit. Wenn ich später heimfahre, bin ich oft verblüfft, wie viel wir geschafft haben, und denke, dass ich mir am Morgen unnötigen Stress gemacht habe. Körperlich fühle ich mich dann aber oft wie eine Scheibe Toast. 

Vielen Dank für das Gespräch, viel Erfolg und Spaß bei uns! (Johanna) 

Zukunftstag Neustadt 

Am 15. Juli fand der erste Zukunftstag in Neustadt statt und wir waren dabei! Organisiert wurde dieser Tag von Green Camp Neustadt zusammen mit der Stadt Neustadt. Ziel war es alle Akteure aus Neustadt, die eines oder mehrere der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umsetzen, vorzustellen und miteinander zu vernetzen. Markt- und Juliusplatz waren voll besetzt mit vielen engagierten Projekten und Organisationen, die alle auf ihre Weise bereits heute Ansätze und Lösungen für eine zukunftsfähige Gesellschaft verwirklichen. Es ging um Mobilität, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, Ressourcenschonung, Bildung und vieles mehr. Zusätzlich wurden alle Preisträger des Umweltpreises der Stadt noch einmal vorgestellt. 

Mit Kräuterraten, Gemüsefühlen und mit Kräutern gefüllte Duftsäckchen brachten wir den Besuchern unseren Acker und die SoLaWi auf erlebbare und unterhaltsame Weise näher und tauschten uns mit unseren Nachhaltigkeitsakteur*innen aus. Ein schöner Tag bei mäßigem Besucherandrang, der ein gutes Gefühl dabei hinterlässt, so vielfältiges Engagement auf einem Blick zu sehen! (Jasmin) 

AckerKids im September 

Es stand auf dem Programm: Wir bauen Vogelscheuchen für den Acker. 

Heute waren die Kleinen ganz groß! 

Mit Unterstützung der Eltern sind vier beeindruckend schöne, herbstliche Gesellen bzw. Gesellinnen entstanden. Vorbereitete Latten wurden zusammengenagelt, die Köpfe mit Stroh aufgebunden und mit alten Säcken und allerlei Zubehör gestaltet.  

Dann wurden die Scheuchen mit „Altkleidern“ und anderem gebrauchten Zubehör ausstaffiert und die Figuren noch modelliert. 

Die Kids haben tapfer bis zum Ende durchgehalten und die Scheuchen dann zu ihrem Platz gebracht. 

Die vier neuen Bewacher*innen unserer Ernte stehen jetzt auf dem Feld beim alten toten Baum und sind schon von Weitem zu sehen. 

Es war wieder ein toller Acker-Kids Tag. (Anette)