September 2020

Solarbewässerung – auf dem Weg in eine CO2-neutrale Zukunft

Seit der Gründung der SoLaWi ist die Wasserversorgung eine große Herausforderung. Bis letztes Jahr wurde nur über Tropfschläuche bewässert. Das Wasser wurde zuerst durch eine von unserem Traktor angetriebene Bohrlochwellenpumpe (wir haben lange gebraucht um den Namen herauszufinden) in die großen Fässer gepumpt und lief dann durch die Schwerkraft in die Tropfschläuche.

In den beiden letzten sehr heißen und trockenen Sommern kamen dann die durstigen Mäuse und haben große Löcher die Tropfschläuche gebissen, was diese tolle Art der Bewässerung schwierig machte.

Dieses Jahr waren also neue Ideen gefragt. Nach verschiedenen Fehlschlägen blieb die Beregnung durch die in der Landwirtschaft weit verbreiteten Kreisregner als Alternative zur Tropfschlauchbewässerung übrig. Da der Sommer nicht so heiß und trocken war, konnten beide Bewässerungsformen gleichzeitig eingesetzt werden. Das ist positiv, da einige Kulturen die Beregnung nicht so gerne mögen.

Nach den ersten Wochen war aber klar, dass unser Traktor mit den langen Laufzeiten der Beregnung überfordert ist. Diese sind aber notwendig, um ausreichend viel Wasser auf den Acker zu bekommen.

Also war eine Lösung gefragt. Die Solarpumpe ‘geisterte’ schon länger in den Köpfen der Technikgruppe, wobei sich keiner vorstellen konnte, dass eine so große Fläche nur mit Solarenergie bewässert werden kann.

Aber wie so oft in der SoLaWi findet sich immer jemand, der jemanden kennt oder etwas weiß. Diesmal war es Frederik, der als Mitglied von “Ingenieure ohne Grenzen” Kontakt zu einem Solarbewässerungsprojekt für Nepal hatte.

Durch sein Wissen fanden wir eine für unser Pilotprojekt passende Pumpe der Firma Lorentz aus Norddeutschland. Lorentz entwickelt Solarbewässerungssysteme vor allem für Standorte ohne Wasser- und Stromnetz (off-grid), also eigentlich nicht für Deutschland. Es gibt keine deutschsprachige Internetseite, was ja kein Problem ist, aber leider auch keine vergleichbaren Projekte unserer Größenordnung.

Also mal wieder Neuland, wie schon bei einigen Projekten zuvor. Deshalb war klar, dass wir zuerst eine Testanlage bauen müssen, um Erfahrungen zu sammeln.

Der Platz für die Solaranlage war schon da. Das Dach unserer neuen Werkstatt wurde bereits dafür vorbereitet. Franz-Josef Braunstein (Braunstein Solar) hat uns leihweise gebrauchte Solarmodule zur Verfügung gestellt. Zusammen mit Franz-Josef, Albert, Tommy und Conrad war die 4 kW-Anlage nach einem Samstag betriebsbereit. Auch die Pumpe war relativ schnell lieferbar und nach einem spannenden Tag zum Testbetrieb bereit.

Da wir erst einmal Erfahrungen mit der neuen Technik machen wollen, läuft die Pumpe aktuell im Testbetrieb. Das Wasser wird zuerst mit dem Traktor aus dem Tiefbrunnen in die Fässer gepumpt und von dort mit der Solarpumpe verteilt. Die Leistung hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen.

Spätestens zur nächsten Saison soll dann die alte Pumpe ausgebaut und nur noch solarbewässert werden. Geplant ist dafür der Kauf einer Solaranlage und eine Notstromversorgung für schlechtes Wetter. Um die Tropfschlauchbewässerung zu optimieren, ist auch noch eine zweite Pumpe geplant.

Da die Bewässerung sehr viel Zeit unseres Gärtnerteams in Anspruch nimmt und körperlich sehr anstrengend ist (wer das nicht glaubt, kann mal einen Schlauch über den Acker ziehen, das ist wie Tauziehen in der Schule), soll im nächsten Jahr die Wasserverteilung neu strukturiert werden. Dazu müssen aber noch viele Meter Rohr vergraben werden, Helfer sind also gefragt! Optimal wäre ein Bagger. Falls jemand einen hat oder jemand kennt, der einen hat, wäre das eine große Hilfe.

Ein wichtigstes Ziel ist es, angesichts der Trockenheit möglichst gezielt zu bewässern und sparsam mit der wertvollen, aber begrenzten Ressource Wasser umzugehen. Ohne Wasser gibt es kein Gemüse.

Und wir wollen unser Wissen und unsere Erfahrungen weitergeben. Da wir mit anderen SoLaWis vernetzt sind, kamen auch schon die ersten Anfragen.

Soweit Corona das ermöglicht, gibt es beim nächsten Ackertag die Möglichkeit, die Solarbewässerung zu erleben. Hoffentlich bei viel Sonne … (UH)

Auch im Jahr 2020 weniger Niederschläge als im langjährigen Durchschnitt

Von Januar bis August regnete es in Neustadt etwas mehr als in den beiden Jahren zuvor. Mit 335 Litern je Quadratmeter lag die Niederschlagsmenge aber unter dem langjährigen Durchschnitt von 392 Litern. Ermittelt wurde die Niederschlagsmenge vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) des Landes in Mußbach unweit unseres Ackers im Rahmen der Agrarmeteorologie.

Niederschläge Neustadt an der Weinstraße 2020

Die Regenmenge war im Juli und August sehr niedrig: mit insgesamt 38 Litern fielen nur rund 30 Prozent des langjährig üblichen Regens. In den Monaten Februar und Juni gab es allerdings überdurchschnittlich viele Niederschläge. Dazwischen war der April aber sehr trocken. Im Hitzejahr 2018 gab es bis Ende August lediglich 313 Liter Regen je Quadratmeter. Zudem waren in den Sommermonaten des Jahres 2018 die Temperaturen stark erhöht. 2020 brachte erst der August einen vergleichbaren Hitzeschub. Die Lufttemperaturen lagen um 2,1 Grad über dem langjährigen Augustdurchschnitt der Jahre 1991 bis 2020.

2016 war das regenreichste Jahr unserer SoLaWi-Geschichte. Damals fielen von Januar bis August 478 Liter je Quadratmeter an Niederschlägen. Wir hatten 2016 Glück, dass wir die frühen Kartoffeln erst spät pflanzten und so trotz des verregneten Frühjahrs eine gute Ernte einfahren konnten. Das hatten wir so nicht geplant, sondern es war Folge der für den Anbau späten Arbeitsaufnahme unseres ersten Gärtners, Matthias, zum 1. April des Jahres 2016. (WD)

Naturschutz auf dem Acker (Teil I)

Unser SoLaWi-Projekt hat nicht nur den Anspruch gesundes und leckeres Gemüse zu produzieren, sondern auch etwas für den Naturschutz zu tun. Das kommt letztendlich auch unseren Nutzpflanzen zu Gute, wenn genug Bestäuberinsekten da sind, die sich bei uns wohl fühlen. Deshalb haben wir für die vorhandenen Insektenhotels einen besseren Platz gesucht und diese dort sicher befestigt. Der Zuspruch ist sehr gut und die Nisthilfen sind gut angenommen worden.

Insektenhotel

Eine recht neue Art von Grabwespe, der Stahlblaue Grillenjäger (Isodontia mexicana), hat sich unser Insektenhotel für seine Brut ausgesucht. Das kann man an der besonderen Form des Verschlusses (aus der Brutröhre hervorstehende Grashalme) erkennen. Der Stahlblaue Grillenjäger ist seit 1997 in Deutschland bekannt und seit 2015 häufiger anzutreffen. Das ist sicher auch auf die wärmeren Temperaturen zurückzuführen, die für das Insekt gute Bedingungen bieten.

Ein weiteres interessantes Insekt ist die Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea), die wir auf unserem Acker schon 2018 nachgewiesen haben. Sie braucht um sich fortpflanzen zu können die Zaunrübe, von der genügend Pflanzen auf unserem Acker vorkommen. Die Zaunrüben-Sandbiene war 2015 Insekt des Jahres. Dann gibt es natürlich noch viele andere Wildbienen, Hummeln und Wespen, die ich nicht bestimmen kann, denn das ist eine Wissenschaft für sich.

Zaunrüben-Sandbiene

Der von Sophie aufgestellte Bienenkasten ganz in der Nähe des Insektenhotels und das darin heimische Bienenvolk hat sich offensichtlich auch auf unseren Flächen wohlgefühlt. Am letzten Wochenende konnte für alle 81 Ernteanteile ein kleines Glas Honig ausgeben werden; da haben unsere “Solabees” doch ganze Arbeit geleistet und wir haben uns gefreut. (KH)