Juli 2020

Vom Anbau

So langsam füllt sich die Erntekiste und auch die Vielfalt nimmt wieder deutlich zu. Ende Juni gab es sogar schon die ersten Tomaten – die Gewichtsangabe für den Ernteanteil wird schnell von Gramm in Kilogramm wechseln – und wenn man bei einem Rundgang über unsere Ländereien genau hingeschaut hat, sind auch die ersten Zucchini schon deutlich als solche zu erkennen. Alles sieht, finde ich, prima aus und so sehe ich der laufenden Saison sehr optimistisch entgegen. Die ersten Winterkohle sind schon im Freiland und weitere warten auf ihre Auspflanzung. Mit der Bewässerung im Außenbereich muss noch einiges optimiert werden. Bis jetzt hatten wir in diesem Jahr etwas mehr Glück als im Vorjahr; es hat bis jetzt doch ein paar Mal ordentlich geregnet und wir sind von Starkregen und Hagel verschont geblieben.

Kartoffelacker

Dann gibt es weiteres Erfreuliches: die ersten Kartoffeln sind erntereif und konnten ebenfalls Ende Juni ausgegeben werden. Vielen Dank an die vielen Helfer/innen, die die Kartoffeln gelegt, gehackt und gehäufelt und vor allem die Kartoffelkäfer abgelesen haben. Es macht eben viel Arbeit, ein gutes, gesundes und pestizidfreies Produkt zu erhalten, das zudem auch noch richtig gut schmeckt. (KH)

Acker

Großer Handlungsbedarf im deutschen Ernährungssystem

Der Rat für nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung berät, fordert in einer Stellungnahme vom 30. April des Jahres eine konsequente Weichenstellung für ein nachhaltiges Ernährungssystem. Der Rat stellt für Deutschland einen negativen Trend beim Stickstoffüberschuss auf landwirtschaftlich genutzten Flächen fest. Die Nitratbelastung im Grundwasser bleibe daher hoch.

Der Anteil der Flächen unter ökologischer Bewirtschaftung nehme zu langsam zu. Der Rat schlägt u.a. vor, dass in Kantinen und öffentlichen Einrichtungen mehr ökologisch erzeugte Lebensmittel angeboten werden sollen.

Bei der Fettleibigkeit von Erwachsenen gebe es einen weiteren negativen Trend. Als Gegenmaßnahmen sollten Abgaben auf tierische Produkte eingeführt und die Ernährungsberatung forciert werden.

Bei der anstehenden Reform der EU-Agrarpolitik seien Finanzierungsinstrumente für einen besseren Artenschutz vonnöten. Handlungsbedarf bestehe bei der Beobachtung der Veränderung der Bodenqualität. Hierbei solle man verschiedene Funktionen des Bodens wie Wasseraufnahmevermögen, Klimafunktion und Produktivität im Blick haben. Fragen der Bodenqualität und des Artenschutzes, die Bernd Naumer vom Akazienhof schon lange aufgeworfen hat, werden somit zunehmend in ihrer Dringlichkeit erkannt. nachhaltigkeitsrat.de

. (WD)

Über den Tellerrand

In diesem Monat blicken wir nach Südkorea zur Organisation Hansalim. Das bedeutet auf Deutsch „Alles Leben bewahren“ und ist eine genossenschaftlich organisierte Bewegung von Verbrauchern und Bauern, die von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt ist. Die Bauern übernehmen Verantwortung für die Gesundheit der Verbraucher und die Verbraucher tragen die Verantwortung für die Existenzsicherung der Bauern. Aus kleinen Anfängen Mitte der 80er Jahre hat sich Hansalim zur größten Organisation der solidarischen Landwirtschaft entwickelt und arbeitet inzwischen mit über 2.000 Höfen zusammen. Diese produzieren gesunde Lebensmittel für knapp eine halbe Million Haushalte mit über 1,6 Millionen Menschen, die durch 21 Verteilerkooperativen und 180 Bio-Läden erreicht werden.

Alle Lebensmittel von Hansalim werden pestizid- und gentechnikfrei produziert. Viele der Farmen befinden sich in der Umstellung auf Bio. Das Label-System erlaubt Verbrauchern die klare Unterscheidung zwischen Bio- und (noch) nicht Bio-Produkten.

Die Existenzsicherung der bäuerlichen Familienbetriebe gelingt dadurch, dass auskömmliche Preise vereinbart werden und ein Solidaritätsfonds eingerichtet wurde, um witterungsbedingte Ernteausfällen abzudecken. Auskömmliche Preise sind vor allen Dingen möglich, weil von jedem Euro, den die Verbraucher für Lebensmittel ausgeben, 75 Cent direkt beim Bauern landen sollen; ein Wert, von dem deutsche Bauern nur träumen dürften. Hansalim schafft das, weil es für viele Produkte selbst in die Weiterverarbeitung eingestiegen ist und die gesamte Logistik selbst übernimmt und insofern entsprechende Gewinnspannen entfallen.

Jedes Jahr entscheidet ein Gremium der Genossenschaft über den Verdienst der Bauern und die Preise für die Produkte, aber auch über Standards in Sachen Produktsicherheit und Umweltschutz. Dazu gibt es monatliche Treffen zwischen Produzenten und Konsumenten. Laut Hansalim werde in den letzten Jahren härter verhandelt als früher, aber noch gelinge es, Kompromisse zu finden. Dazu trügen vor allem die gegenseitigen Besuche von bäuerlichen Produzenten und städtischen Verbrauchern bei, bei denen sich die Menschen gegenseitig ihre Geschichten erzählten.

Großer Wert wird auch auf die Vermittlung von Wissen über die Qualität von Lebensmitteln   gelegt, und das bereits im Kindesalter. Jedes neue Mitglied bekommt einen persönlichen Einführungskurs zur Philosophie und Zielsetzung von Hansalim.

Hansalim ist auch deshalb so erfolgreich, weil Koreaner gutes Essen lieben und bereit sind, für Genuss zu zahlen. Da sich das herumspricht, musste Hansalim nie Werbung für sich machen. Dennoch gab es in der Vergangenheit immer mehr Höfe, die für Hansalim produzieren wollten, als es das Wachstum der Genossenschaft hergab. Seit einigen Jahren werden deshalb in den Biomärkten auch an Nichtmitglieder die Lebensmittel mit einem Preisaufschlag verkauft, um weiteres Wachstum zu generieren.

Man kann sich deshalb m.E. schon fragen, ob Hansalim noch eine SoLaWi nach unserem Verständnis ist oder eher eine genossenschaftlich organisierte Supermarktkette mit Besuchen der Bauern in den Städten und der Stadtbewohner auf dem Land. Das dürfte den südkoreanischen Landwirten, die über Hansalim ihr Überleben zu auskömmlichen Bedingungen sichern, aber ziemlich egal sein. (HG)

Was ist das?

Kartoffelblüte

Die Kartoffel

(solanum tuberosum)

Gehört zu der Familie der Nachtschattengewächse.

Wir kennen sie als …

  • Quellgrumbeere mit Hausmacher
  • Grumbeersupp mit Quetschekuuche
  • Gebredelte mit Worschtsalat
  • Kartoffelstambes mit Lewwerködel un Kraut
  • Grumbeerpannekuche mit Abbelbrei
  • Kartoffelchips …

Diese Liste ließe sich sicher noch verlängern.

Was wären die Pfälzerinnen und Pfälzer ohne ihre Kartoffeln (Grumbeere)! Da sähe doch die kulinarische Landschaft auf dem Teller deutlich bescheidener aus. Dabei ist diese Pflanze ursprünglich gar nicht in Europa heimisch, sondern sie wurde mit anderen Pflanzen (wie Tomaten, Paprika u.a.) vor ca. 600 Jahren aus Südamerika importiert. Zuerst, um 1560, hat man die Kartoffel als eine Zierpflanze angesehen, weil sie eine sehr schöne Blüte hat, und sie auch in Botanischen Gärten angepflanzt. Erst ca. 100 Jahre später kam man auf den Geschmack der unterirdischen Knollen und heute sind sie aus der Küche nicht mehr wegzudenken.

Der Alte Fritz (Friedrich der Große) hat 1746 den Kartoffelbefehl erlassen, welcher besagt, das überall Kartoffeln angepflanzt werden sollten, um einer drohenden Hungersnot entgegenzuwirken. Pfarrer waren angehalten, die Bevölkerung von dieser Notwendigkeit zu überzeugen.

So haben die Kartoffeln nach und nach ihren Siegeszug angetreten und werden auf der ganzen Nordhalbkugel angebaut. Für viele Menschen sind sie im Winter ihre Lebensversicherung, da sie außer Stärke auch Kalium, Kalzium, Magnesium und Vitamin C enthalten, dazu diverse Spurenelemente. Die Kartoffel ist also ein richtiges Superfood und deshalb ist es schön, dass sie bei uns auf dem Acker wieder Teil der Erntekiste ist. (KH)